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MANNHEIM/ Nationaltheater: FRANCESCA DA RIMINI von Sergej Rachmaninow. Konzertante Premiere

25.03.2019 | Oper

Mannheim: Francesca da Rimini (S.Rachmaninow)  24.3. 2019Konzertante Premiere

Am Nationaltheater wird ‚Francesca da Rimini‘, ein Einakter mit Prolog und Epilog von Sergej Rachmaninow konzertant gegeben. Diese Oper nach Dantes ‚Göttlicher Komödie‘ wurde etwa neun mal vertont, am bekanntesten wohl von Riccardo Zandonai, einem Vertreter des italienischen nachromantischen Verismo. Außerhalb Italiens wird diese sehr selten gespielt, aber fast gänzlich untergegangen ist die Adaption Rachmaninows, der heute fast nur noch mit seinen Klavierwerken bekannt ist. In seinem Libretto (Modest  Tschaikowsky) wird im Prolog und Epilog die Reise Dantes mit Vergil, dem römischen Verfasser der Aeneis, in die Unterwelt geschildert, wo sich im 2.Kreis der Hölle (Dante stellte sie sich als runden von der Erdscheibe in die Tiefe führenden Raum vor) die Ehebrecher befinden. Dort sehen sie aneinander geklammert die Seelen Paolos und Francescas, die in schlimmen Stürmen und Gewittern ihren Ehebruch büßen. In den zwei zentralen Bildern wird kurz ihre Geschichte geschildert. Francescas Ehemann Lanciotto, im Mittelalter Anführer der papsttreuen Guelfen in Rimini, bricht zu einer Schlacht auf. Er hat Francesca im Verdacht, daß sie seinen jüngeren Bruder Paolo liebt, und will sie, (die eigentlich während des Kriegs in ein Kloster gehen will), in seinem Palast mit Paolo überraschen. In einer 2.Szene liest Paolo Francesca aus einem mittelalterlichem Buch mit einer ähnlichen Liebeskonstellation vor, bis beide nicht mehr an sich halten können. Der zurückkehrende Lancilotto erdolcht beide in flagranti. Im Epilog teilen die Liebenden Dante mit, daß es kein größeres Leid gäbe, als sich an glückliche Zeiten im Unglück zu erinnern.

Rachmaninow komponiert eine erschütternd tragische, hyperromantische Musik, bei der der große Chor des Nationaltheaters auf der Bühne die Schreie und das Wehklagen der gemarterten Seelen auschließlich in Vocalisen wiedergibt. die Komposition erinnert mich auch an die Tondichtung ‚Pelleas und Melisande‘ von A. Schönberg mit ihren langen dunklen Passagen und den langgezogenen Soli von Baß-Blechbalsinstrumenten und -Fagotten. Auch die Textkonstellation ist ja sehr ähnlich. Das  Orchester gibt das blendend und in der Dramatik skandiert wieder unter der Leitung des mit der Musik auch extrem körperlich mitgehenden Benjamin Reiners.

Vergils Schatten singt Ilya Lapich mit eindringlichem markantem Bariton. Die kleine Rolle des Dante gestaltet Juray Holly tenoral mit intensiv empfundenem feinem Timbre.  Bartosz Urbanowicz zeichnet den Lancilotto mit baritonaler Ausdruckswucht, indem er räsoniert und lamentiert, daß Francesca ihn nicht liebt. 

Als Paolo Malatesta ist der jugendlich dramatische Tenor Andreas Hermann aufgeboten, der bei der Vorlesung noch eher zurückhaltend wirkt, sich aber dann in seine Liebe im Duett voll hineinsteigert. Er hat hier schon den Lohengrin gesungen, und kann mit schönsten lang gehaltenen Spitzentönen aufwarten. Als seine Partenerin kann Astrid Kessler ihren wohltimbrierten ruhigen Sopran auch in die Emphase führten und sich gemeinsam mit dem Partner in den hohen Gefilden  aushauchen. Eine lohnenswerte Ausgrabung!                                   

Friedeon Rosén

 

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