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MANNHEIM/ Nationaltheater: ERNANI . Premiere

25.02.2018 | Oper

 

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Irakli Kakhidze, Miriam Clark, Evez Abdulla. (c) Jörg Michel

Mannheim/Nationaltheater: ERNANI.   24.2.2018 Premiere

Das Nationaltheater bringt als neue Premiere Ernani von G.Verdi  nach dem Schauspiel von Victor Hugo heraus. Ernani zählt noch zu Verdis frühen unbekannteren Opern, kam aber erst nach dem großen Erfolg von ‚Nabucco‘ heraus und war seine erste Arbeit für das Teatro Fenice in Venedig. Er griff  den schauerromantischen, in Spanien nach der Reconquista spielenden Stoff in der Fassung seines frühen Hauslibrettisten F.M.Piave auf. 

Nach der Reconquista hat sich Don Carlo in den Besitz der Krone Spaniens gebracht, steht aber noch verfeindeten Parteien gegenüber, so dem Rebell und Outlaw Ernani, der seinen getöteten Vater rächen will. Dazu kommt im verfeindeten Dreieck der Adlige Don Silva, der seine Nichte Elvira ehelichen will, die aber in einer Liebesbeziehung zu Ernani steht. Auch der König zeigt sich an Elvira interessiert und entführt sie aus Silvas Schloß. Der bei ihm eingedrungene Ernani schließt einen Pakt mit Don Silva, Elvira zusammen mit ihm vom König zurück zu erkämpfen, sich aber Silva im Tod zu ergeben, wenn dieser das von ihm verlange. In einem Theatercoup wird Carlo in Aachen zum Kaiser als Nachfolger Maximilians gewählt,versöhnt sich mit Ernani und gibt Elvira ihm zurück. Nach Begnadigung auch der anderen Verschwörer wie Silva besteht dieser auf seinem Anspruch gegenüber Elvira und tötet Ernani.

Das NT Orchester kann mit einer prickelnden Wiedergabe aus dem Graben aufwarten.  Die vielgestaltige Komposition dieses selten gehörten Verdi , die oft auch sehr modern anmutet und eher gemäßigt mit gehäuften Cavatinen und Cabaletten umgeht, wird von Benjamin Reiners, der sein gutes Dirigat bei Jolanthe von Tschaikowsky bestätigt, brillant geleitet.

Die durch öftere exzentrisch anmutende Gänge quer über die Bühne sich auszeichnende Regie von Yona Kim scheint dem Thema eher angemessen. In den beiden Akten  wird auf einem von unten ausleuchtbaren Stufenpodest, das Schloß und die Adeligen Don Silvas dargestellt und von der Räubersphäre darunter abgegrenzt (Heike Scheele). In der Aachen-Szene hat sich ein bühnenbeherrschender ‚Sarkophagdeckel‘ des Grabs Karls des Großen aufgehoben, unter dem die ‚Zwischenkönige‘ bis zu Karl V.  aus der Tiefe hervorschreiten. Die Gruft wird dann wieder durch Herabsenken der Grabplatte geschlossen,und man sieht nur noch das quaderförmige Steinepitaph. Das Gefolge Silvas gleicht sich nach dem Pakt den uniformartigen schwarz-roten Ensembles der Räuberbande Ernanis an, nur Silva selber behält seinen grauen Cut. Exzentrisch z.T auch die Outfits der Damen, weiße Dessous und Schleier für das Double der Elvira, die in einem Netz nach oben/aus dem Schloß gezogen wird (Kost.: Falk Bauer). Die meist schnellen Chöre sind gut arrangiert und setzen musikalische Akzente.

Den Ernani singt mit phänomenalem Tenor Irakli Kakhidze bei schmelzender Ausgestaltung längerer (Koloratur)phrasen. Da baut sein Rivale Evez Abdulla daneben ab, da sein Bariton nicht sehr intonationssicher geführt ist. Sung Ha kann als Don Silva im tieferen Bereich gut mithalten, ihm fehlt hier aber etwas an expressiv dynamischer Ausgestaltung dieses verbissenen Alten. Die Elvira der Miriam Clark kann dagegen in jeder Hinsicht punkten, ihr durchschlagkräftiger, dabei gut obertonteich geführter Sopran ist in dieser jedoch eher  passiven Rolle bestens aufgehoben. Ihre Amme Claudia Kienzler macht mit eigenwilligem Timbre sowie markanter szenischer Darstellung kurz auf sich aufmerksam. Als Jago und Riccardo ergänzen bestens Philipp Alexander Mehr und Raphael Wittmer.                                                                           

Friedeon Rosén

 

 

 

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