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MANNHEIM/ Nationaltheater: DIE FRAU OHNE SCHATTEN . Wiederaufnahme der Horres-Inszenierung aus 2007

04.10.2019 | Oper
 
 
Mannheim: Die Frau ohne Schatten 3.10. 2019 Wiederaufahme
 
Am Nationaltheater wird als Saison-Eröffnungspremiere R.Strauss‘ Die Frau ohne Schatten‘ wieder in den Spielplan genommen. Die Inszenierung, datiert vom 17.3.2007, war von Gregor Horres (szenische Leitung der WA: Claudia Plaßwich), die Ausstattung von Sandra Meurer, Dirigat: Axel Kober. Strauss‘ Opus magnum ‚Frau ohne Schatten‘ stellt zugleich die letzte Zusammenarbeit mit seinem congenialen Librettisten Hugo von Hofmannsthal dar und erlebt jetzt eine sehr kurierte und musikalisch großartige Wiederaufnahme.

Copyright: Hans-Jörg Michel
 
Szenisch handelt es sich um eine volle Ausnützung der Portalbreite der Mannheimer Drehbühne, auf der die die Protagonistenpaare und die Amme aber eher minimalistisch agieren, und die Nebenrollen Geisterbote, Hüter der Schwelle des Tempels und Stimme des Falken statuarisch auf den Seiten auftreten. Hofmannsthal (der Statist Jost-Jochen Wacker) ist als eine Verdopplung des Barak gezeichnet. Sandra Meurer hat auf der Drehbühne ein Einheitsbild mit Bett, durchgehbarem Schrank und Schreibpult geschaffen, das sich im 3.Akt aber in abstrakte Formgebilde auflöst. Es ist in die Hauptfarben blau-grün getaucht. Aus der in einem Rechteck ausgeschnittenen Decke ragen öfter bedrohlich eine große Hand oder eine monumentale Federspitze herein, auch Hofmannsthal nimmt man hier wahr. Der Chor der ungeborenen Kinder tritt in einem Pulk als kleine Färberinnen und Färber links von der Drehbühne auf.
 
Das Orchester spielt erst in einem verhaltenen Modus den 1.Akt und übernimmt dann einen sich mehr und mehr steigernden Part. Zu Beginn wird sozusagen erst das Rohmaterial angelegt und damit die eher künstlich in dünner Höhenluft angesiedelte kaiserliche Atmosphäre gezeichnet. Diese prallt auf die teils derb musizierte Menschenwelt des 2.Akts. Alexander Soddy feuert das Orchester immer mehr an, und im 3.Akt führen die immensen Probleme, die die Übertragung des Schattens auf die Kaiserin mit sich bringen sowie die Prüfungen, die beide Paare zu überstehen haben, zu enormen Ton- und Klangballungen, die musikalisch einzigartig, auch in den Wagnertuben, wiedergegeben werden. Alle Gruppen sind in diese großartige Orchesterleistung eingebunden, und Soddy moderiert mit stringenten Tempi auch eine einwandfreie Klangkongruenz mit den Sängern auf der Bühne.
 
Chor und Kinderchor (Dani Juris, Anke-Christine Kober) machen dabei eine sehr gute (Klang)figur. Als Dienerinnen treten Estelle Kruger, Natalja Cantrak und Susanne Scheffel auf. Die Stimme des Falken gehört mit klarem passioniertem Sopran Natalja Cantrak aus dem Opernstudio. Den Hüter der Tempelschwelle stellt Estelle Kruger mit markantem Sopran. Den Geisterboten gibt mit intensivem metallisch timbriertem Bariton Joachim Goltz. Der Einäugige, Einarmige und Bucklige werden von den Bässen Ilya Lapich, Marcel Brunner und tenoral von Benedikt Nawrath adäquat gesungen.
 
Den Kaiser legt Andreas Hermann mit ausdrucksstarkem guttimbriertem Tenor eher lyrisch als heldisch an. Als Kaiserin kann Miriam Clark mit hell timbriertem duftigem Sopran für sich einnehmen. Ganz stark wird die Amme in schwarzgelben engen Kleid mit schwarzem Zylinder von Julia Faylenbogen gezeichnet. Ihr Mezzo mit starker Tendenz nach oben bewältigt die zwischen gut und böse changierende Figur überaus einnehmend. Den Barak hat Kammersänger Thomas Jesatko übernommen. Sein ‚graumelierter‘ Baßbariton ist klangstark und sehr gut geführt, er ist, obwohl Arbeiter, in einen etwas exzentrisch designtem Anzug gewandet, in dem man sich tatsächlich auch Hofmannsthal vorstellt.
 
Seine Frau ist die Ausnahmesängerin Catherine Foster, die von allen Wandlungen ihres kinderlosen Schicksals beredtes Zeugnis mit ihrer wunderbar fließenden so angenehm timbrierten Stimme Zeugnis ablegt, und dabei aber auch die Tonfrequenz wo nötig in schwindelnde Bereiche erhöhen kann.
 
Friedeon Rosén
 

 

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