Mannheim: Der Rosenkavalier 30.1.2020, Derniere der WA
Am Nationaltheater wird Der Rosenkavalier in einer Inszenierung aus 1997 (Regie: Olivier Tambosi, Ausstattung: Frank Philipp Schlößmann) gespielt. Es handelt sich dabei um die derniere der Wiederaufnahme (wir berichteten) von R.Strauss‘ Komödie für Musik.
Diese Wiederaufnahme konnte, wie wohl schon die vorhergehende, ganz auf hauseigene Kräfte zurückgreifen und bewegte sich insgesamt auf sehr hohem musikalischem Niveau. Das Dirigat hat GMD Alexander Soddy übernommen, und er präsentiert mit dem Orchester eine beglückende Wiedergabe. Das Gewebe von Leitmotiven der Oper ist plastisch und klangreich aufbereitet, die Walzer jubeln immer wieder auf, und die nachdenklich resignierten Teile, auch zeittypischen Rokoko-Anklänge kommen sehr pastos und teils larmoyant herüber. Das Vibraphon hatte besonders am Ende in den nicht enden wollenden Phrasen seine bestechenden Auftritte.
Den Tierhändler (auch ein Kellner) gibt tenoral Gimoon Cho. Die Modistin gestaltet der Sopran Monika Fuhrmann. Die 3 adeligen Waisen sind, lieb gespielt, Lara Brust (Sop.), Leah Weisbrodt (Mezzo) und Charlotte Vitek (Mezzo II). Den Sänger (mit begleitendem Flötisten Bertram-Paul Kleiner) gibt tenoral auf höchstem Niveau und die schöne Melodie einfühlsamst ausgestaltend Andreas Hermann. Der Wirt ist tenoral Koral Güvener, den Notar stellt der Baß Dominik Barberi. Die Haushofmeister bei der Marschallin und bei Faninal singen die Tenöre Jung-Woo Hong und Markus Graßmann. Der Polizeikommissar ist bassal Marcel Brunner. Der Chor ist von Dani Juris, der Kinderchor auch sehr auf den Punkt von Anke-Christine Kober einstudiert.
Dsa Intrigantenpaar Annina und Valzacchi wird gesanglich ganz pointiert und szenisch sehr agil von dem Tenor Jeff Martin und Mezzo Marie-Belle Sandis gegeben.Jungfer Marianne Leitmetzerin stellt sehr flexibel und quick die Sopranistin Estelle Kruger. Den Faninal singt Joachim Goltz vielleicht etwas zu sehr im Einheitsforte seines schneidigen Baritons, und tritt wie seine Tochter Sophie mit orangem Haarschopf auf. Diese wird von Nikola Hillebrand mit ganz eindringlichem jung-lyrischem Sopran bei einem Silbertimbre gegeben. Gar kein Fistelstimmchen, wie man es bei Sophie ja auch schon gehört hat! Der Ochs von Lerchenau ist bei Patrick Zielke in den besten Händen, ein schöner ausschwingender Basso cantante steht ihm jederzeit zu Verfügung, den er schöpferisch auch in peinliche oder groteske Situationen sehr pointiert einbringt.
Die Feldmarschallin ist Astrid Kessler, und sie trumpft mit ihrem geraden weich timbriertem Sopran jederzeit auf. Bei ihren räsonierenden Reflexionen läßt sie ruhiges sopraniges Flair einfließen und ist bei ihren Auftritten im türkisblauen schönen Kleid mit höchster Würde gezeichnet.
Kongenial tritt ihr der Octavian in Gestalt von Jelena Kordic gegenüber, die als schlanker groß gewachsener junger Mann absolut durchgehen kann. Ihr steht ein toller durchschlagender Mezzosopran zur Verfügung, den sie bestechend durch ihre ‚Verwandlungen‘ als Liebhaber und als Mariandl führt. Es ist ein Genuß, ihrer herrlich timbrierten Stimme besonders bei der Rosenübergabe und natütlich im Schlußterzett mit Feldmarschallin und Sophie zu lauschen.
Friedeon Rosén