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MANNHEIM: LOHENGRIN. Knabe-Inszenierung – Wiederaufnahme

29.01.2017 | Oper

Mannheim: Lohengrin  WA 28.1.2016

Am Nationaltheater wurde ‚Lohengrin‘ unter der musikalischen Leitung des neuen GMD Alexander Soddy in der Inszenierung Tilman Knabe wieder aufgenommen.

Das NTM- Orchester zeigte sich dabei in seiner Spielweise sehr kompakt und wurde vom GMD gut animiert. Das Vorspiiel gelang mit ätherischen Streichern, das tiefe Blech dosierte verhalten in der Intrigenszene, und die Dialogszenen Elsa-Ortrud erschienen gut gegeneinander herausgemeißelt. Auch bei den gänzlich aufgemachten Strichen nach der Gralserzählung  spielte das Orchester gut studiert seinen Part.

Bei der Inszenierung von Tilman Knabe, die ganz auf Machtpolitik setzt, zeigte sich, dass sie auf die aktuelle Politik 2011 zugepitzt war. Knabe inzeniert kein Gralswunder und degradiert den ‚Schwanenritter‘ zu einem durch Folter und Korruption gefügig gemachten „Einspringer“ oder Lückenbüßer für die prekäre Situation in Brabant/Lothringen. Elsa wird als machtberauschte Potentatin mit der damals entmachteten Präsidentin der Ukraine  gleichgesetzt, und das Volk wird als parlamentarische Verfügungsmasse und Spaßgesellschaft dargestellt.  Als neuer Herrscher wird am Ende der Heerufer präsentiert, der eine Liebesbeziehung mit Elsa hat (sic).

Die Edelnaben sind klangstark von Damen des Opernchors besetzt. Die Edlen mit Ensemblemitgliedern, die gefühlvoll singen und bei Knabe nach der Tötung Telramunds von oben mit MG-Salven niedergemäht werden. Auch der Heerufer erschien insofern allpräsent aufgewertet. Er wird von Thomas Berau in beigem Anzug mit starkem breiten Bariton gesungen. Telramund Thomas Jesatko stellt sich als mit allen Wassern gewaschener Politker, geschmeidig und prägnant baßbaritonal, dar. Er scheitert aber letzlich an dem schlagfertigerem Lohengrin. Seine Ortrud in Gestalt Heike Wessels‘ ist auch eine starke Parlamentsarbeiterin und kann die nervenschwache Elsa in die Schranken weisen. Dabei steht ihr ein durchdringender strahlkräftiger Mezzosopran zu Gebot. Sung- Heon Ha ist ein ein stimmlich zurückgenommener schwacher Baßkönig, der auch ins Elsa verliebt ist. Die Elsa Ludmila  Slepneva füllt die Rolle gut mit iher akkuraten vier-Damen Escorte aus, stimmlich wirkt sie mit hell und weich timbriertem Sopran eher blaß. Als Titelfigur stellt sich Martin Muehle als Neuentdeckung vor. Bei den Schwanengrüßen eher noch nicht hineingekommen, überzeugt er nach und nach mit einem dunkel grundiertem angenehm kräftigen Tenor, und alle Höhen ergeben sich natürlich und klangschön. Auch die Gralserzählung erscheint gekonnt phrasiert und prononciert, obwohl er sie als eine Pressekonferenz mit Werbetafel dahinter sitzend zu absolvieren hat. Die Chöre sind flexibel gut gestaltet, vielleicht in den Mittelstimmen nicht kraftvoll genug.                           

Friedeon Rosén

 

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