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MANNHEIM: DIE WALKÜRE. Wiederaufnahme

27.04.2015 | Oper
Mannheim: DIE WALKÜRE  WA 26.4.2015
 
Vor 3 Jahren hat Achim Freyer in Mannheim einen „Ring“ inszeniert und zwar nicht seinen ersten (nach Los Angeles). Damals hatte er kurzfristig für Christoph Nel übernommen, der mit seinen „outgesourceten“ szenischen Analysen in eine Krise geraten war. Wieviel Freyer damals von seinem L.A.-Ring in seine neues opus einfließen ließ, kann nur gemutmaßt werden, aber dass es eine echte ‚Marke‘ wurde, kann in den N.M.- Online Rezensionen im Archiv nachgelesen werden. Außerdem wurde eine DVD erstellt, die zum Auftakt der Wiederaufnahme in den Handel gelangte. Jetzt ging es mit dem Zugpferd ‚Walküre‘ los, nächste Spielzeit stehen zwei Ring- Zyklen Mai/Juni auf dem Spielplan.
 
Dan Ettinger, Mannheims GMD, dem manchmal auch auswärts grobschlächtiges Musizieren vorgeworfen wird, hat mit dem Orchester hörbar gearbeitet, so daß eine wirklich schöne, gepflegt zu genießende Walküre aus dem Graben ertönte. Ganz homogen und klug aufgebaut kam schon das Gewitter-Vorspiel, danach rührendste elegisch kammermusikalische Begleitungen der dramatischen Wälsungenepisode, dämonisch verminderte Akkorde bei der Walhall-Replik und ein gut abgestimmter Walkürenritt, der die leiseren Walküren allerdings etwas übertönte. Alles eilte dann wie ein Klangsog über den Strafen- Dialog, der Schlaflegung Brünnhildes auf den Feuerzauber zu und verklang mit den plissierten Akkorden, die schon wie Vibraphone klingen, aber noch auf Harfenglissandi und Piccoloflöten ausgestellt sind. Das alles höchst engagiert und meisterhaft gespielt vom Nationaltheaterorchester.
 
Das diesmal etwas unhomogen singende Walküren-Oktett wurde von Inga-Britt Andersson, Ludmila Slepneva, Estelle Kruger, Marie-Belle Sandis, Astrid Kessler, Ludovica Bello, Viola Zimmermann und Edna Prochnik bestritten. Letztere wechselte auch zur Fricka über, die sie mit ihrem kristallklaren Sopran sang und am Ende einiger Phrasen es auch mal im positivem Sinn klirren ließ. Hunding war jetzt John In Eichen und  auch unter seiner Maske mit markigem Baß gut vernehmbar. Siegmund wurde von Endrik Wottrich verkörpert und agiert in der Regie wie eine Statue mit permanenten Armbewegungen. Stimmlich wirkte er baritonal, fast auch in der Nähe eines Jonas Kaufmann, wenn ihm auch die aufblühenden Höhen fehlen. Manche Phrasen kommen fast brachial wie aus dem Gaumen herausgestoßen, wenn er auch wie bei den Wälserufen einige Potenz erzeugen kann. Leider wirkt er aber auch am Schluß des 1.Aktes etwas kurzatmig. Die Sieglinde der Heike Wessels zeigt, daß sie einer Phrasierungskunst frönen kann, weil sie auch eine tolle Höhe besitzt, die sie gekonnt einsetzt und damit Phrasen effektvoll abschließt. Beim Timbre ist aber nicht alles Gold, was glänzt. Karsten Mewes war ein starker Wotan, der auch mit gerundet wohlklingendem Timbre bestechen konnte und seine Monologe spannungsvoll inszenierte.
 
Galina Shesterneva kommt mit einem großartigen Brünnhilde-Debut heraus. Die eigentlich gar nicht so große Stimme hat eine natürliche Lieblichkeit, das der jungfräulichen Walküre optimal zu Gesicht stand. Im Dialog mit Siegmund oder (später) mit Wotan reiht sie apart-schöne Soprangirlanden aneinander, es scheint hier  eine echte Brünnhilden-Alternative zu erwachsen.                                                  
Friedeon Rosén

 

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