Mannheim: Die Walküre 26.5.2016 Wiederaufnahme
Der 1.Tag des Bühnenfestspiels von R.W. in der Nationaltheater- Produktion Dan Ettinger/Achim Freyer wurde stark acclamiert wieder aufgenommen. Sie hinterläßt szenisch einen eher sehr dunklen stark unübersichtlichen Eindruck, da es Freyers besonderes Anliegen ist, allle (bisherigen) Figuren der Tetralogie immer präsent zu halten, so liegt der erschlagene Fasolt immer vorne am Souflleurskasten herum. De Walküren ziehen mit ihrem Kriegsgeschirr schon im 1.Akt immer wieder quer über die Bühne. Siegmund und Sieglinde werden gedoubelt und zusätzlich als Puppen dargestellt, die im 2.Akt von den Göttern wie Schachfiguren bewegt oder getragen werden. Die Schwertgewinnung Siegmunds wird durch ein großes auffahrendes Feuer symbolsiert, nach dem nur statisch gestelltem Zweikampf mit Hunding erscheint das zerbrochenen Schwert oben als rote zerknickte Projektion. Im 3.Akt ziehen die Walküren weitere Kreise mit ihren Kriegswägen, ihr Wehgesang verbleibt aber chorisch etwas undifferenziert, bis sie rasch verschwinden. Danach kehrt Freya (!) noch zweimal an die Stätte zurück, wohl um nach den Schwertstücken zu suchen. Auch Wotan wird bei der Schlaflegung ohne ersichtlichen Grund verdoppelt, der Feuerzauber erscheint eher als weißer ‚Eiszauber‘ auf Island.
Es müssen wieder großartige musikalische Leistungen des Orchesters und seitens Dan Ettinger attestiert werden, aber eher auf Akt 2 und 3 bezogen. Im den Anfangsakten versuchte sich der noch etwas unversierte Michael Baba am Siegmund, und es blieb ihm der 2.Wälseruf etwas im Hals stecken. Das übertrug sich irgendwie im Orchester auf die dort zum Einsatz kommenden Trompeten, die bei Siegfrieds Schwertmotiv auch plötzlich die Töne nicht mehr trafen. Die Walküren mit ihren wieder charakteristischen Kopf-Aufsätzen bis zu einer Trompete (!) waren allesamt kräftige (Mezzo)sopran-Röhren. Die Fricka der Edna Prochnik konnte wieder mit sehr differenziert klanglichem Potential punkten. Brünnhilde war mit Galina Shesterneva mit einem biegsamen lyrischen Sopran, dem die dramatische Grundierung fehlte, vielleicht nicht am richtigen Platz. An Dramatik ließ es dagegen Heike Wessels als Sieglinde nicht fehlen und brachte die andere Wotanstochter zu packender Gestaltung. Diese Vaterfigur legte Thomas Jesatko mit einem exzellenten souveränen Auftritt und seinem smarten aber durchschlagskräftigen Baßbariton hin. Er wurde jetzt zum badischen Kammersänger befördert. Den Hunding gab auch überzeugend Sung Ha.(S. auch im Archiv: Mannheim: Die Walküre 26.4.2015)
Friedeon Rosén