Mannheim: Festliche Operettengala 31.12.21
Zu Silvester und Neujahr gab es zwei Ausgaben der festlichen Operettengala, die von Joachim Goltz (Bariton und „Bloomaul„/höchste bürgerschaftliche Auszeichnung Mannheims) konzipiert und moderiert wurde. Es wurde ein Querschnitt aus annähernd 200 Jahren Operette quer durch Europa gegeben.
Als Auftakt wurde die Schnellpolka „Eljen a Magyar“ von J. Strauß vom Nationaltheater Orchester gespielt, was gleich in gehobene Silvesterstimmung versetzen konnte. Dirigent Wolfram Koloseus, gebürtiger Wiener, war zwischen 1989 und 2007 am NTM engagiert und dirigierte dort zahlreiche Opernproduktionen. Mit demselben Segeln ging es weiter mit KLÄNGE DER HEIMAT aus der ‚Fledermaus‘. Sopran Dorothea Herbert, die inzwischen auch mit Ausflügen ins jungdramatische Fach aufgefallen ist, konnte als Gast gewonnen werden. Dann der Wechsel zu einer „Nacht in Venedig“: Tenor Raphael Wittmer brillierte mit ‚Ach wie so herrlich zu schaun‘. Dann wurde zum ‚zweitgrößten‘ Operettenkomponisten geswitcht: Von Franz Lehar erklang ‚Hör ich Cymbalklänge‘ aus „Zigeuner*innenliebe“, warm und fast robust vorgetragen von Mezzo Marie-Belle Sandis. Jetzt ein Sprung weiter im 20.Jahrhundert. „Komm mit nach Varazdin“ aus GRÄFIN MARIZA von Emmerich Kalman, ein Duett, vorgetragen von Koloratursopran Cornelia Zink und Hausbariton Joachim Goltz , wo beide sehr angenehm harmonierten. Dann das absolute Operetten- Highlight „Dein ist mein ganzes Herz“ aus ‚Land des Lächelns‘ von Lehar, sehr soigniert und mit Schmelz vorgetragen von Christopher Diffey. Danach zur Entspannung der ‚Accelerationen‘-Walzer von J.Strauss, süffisant vom Orchester unter Koloseus gespielt. Mit „Ja, das Schreiben und das Lesen“ aus dem ‚Zigeuner*innenbaron‘ kam noch mal ein handfest herb charakterisierendes Stück,vom Bariton Marcel Brunner adäquat vorgetragen, zum Zug. Mit dem „Strahlenden Mond“ aus Eduard Künnekes ‚Der Vetter aus Dingsda‘ konnte Cornelia Zink ihren strahlenden Sopran noch mal ins rechte Licht rücken. „Das Leben hier in Polen“ aus dem BETTELSTUDENT von C.Millöcker beschrieb anschaulich Maestro J.Goltz. Ein weiterer Hit kam mit „Wer hat die Liebe uns ins Herz gesenkt“ aus LAND DES LÄCHELNS mit Dorothea Herbert und Christopher Diffey zu sehrendem Gehör. Danach zum 1.Mal Links-rheinisch: „Ah que j’aime les militaires“ aus ‚La Grand- Duchesse du Geroldstein‘ von J.Offenbach, vorgetragen von Marie-Belle Sandis. Danach auch sehr witzig das Duett „Ich bin der Prodekan“ aus VOGELHÄNDLER von Carl Zeller mit Raphael Wittmer und Joachim Goltz. Und nochmal ein Ensemble „Einkäufe machen“ aus dem BETTELSTUDENT mit D.Herbert, C.Zink, M.-B. Sandis und Marcel Brunner. Dann das köstlich schmachtvolle „Ach ich hab sie ja nur auf die Schulter geküßt“ aus dem Bettelstudenten, auch ganz reizend nett gespielt mit Marcel Brunner. Dann kam wieder das Orchester mit ‚Forgotten Dreams‘ von Leroy Anderson zum Zug. Aus Lehars Rarität PAGANINI sang D.Herbert „Liebe, du Himmel auf Erden“. Danach das leicht mokant-erotische „Geh’n wir ins Chambre Separè“ aus dem OPERNBALL von Richard Heuberger, von C.Zink und R.Wittmer süffig gesungen, was Co-Tenor Christopher Diffey danach mit „Freunde, das Leben ist lebenswert“ aus Lehars GIUDITTA aufregend quittierte. Es geht noch weiter mit „Ach schenk mir doch ein kleines bißchen Liebe“ aus FRAU LUNA von Paul Lincke (M.B.Sandis, M.Brunner). „Die allergrößte Zukunft hat die Liebe“ (Ralph Benatzky aus ‚Axel an der Himmelstür‘) diesmal für Raphael Wittmer. Ein weiteres witziges Stück stellt „Typewriter“ /Leroy Anderson, mit dem ganz köstlich verkleideten typewriter-Solisten Lorenz Behringer dar. Maestro Goltz setzt mit „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“ aus DIE CSARDASFÜRSTIN von E.Kalman fort und führt damit in die Zielgerade. „Für dich mein Schatz hab ich mich schön gemacht“ aus DER ORLOW von B.Granichstädten verabschiedet sich pointiert und mit Liebreiz C.Zink. Den Schlußpunkt markiert „Schenkt man sich Rosen in Tirol“ aus Zellers VOGELHÄNDLER mit dem ganzen Ensemble, das sich dazu in Dirndl und Lederhosen geworfen hat (Kostüme: Kim Lotz),
Ausstattung und Video-Animation: Jodie Fox). Monsieur Moequelle, der in den Stückintervallen die Requisiten hantiert, ist der Doyen der Mannheimer Statisten Gunter Möckel.
Eine Überraschungseinlage stellte die Nicht-Operetten- Arie NESSUN DORMA mit dem gefeierten georgischen Haus-Tenor Irakli Kakhidze dar, der damit einen ganz besonderen Akzent setzen kann.
Friedeon Rosén