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Manfred Baumann: ENGLEIN, MORD UND CHRISTBAUMKUGEL

16.11.2020 | Allgemein

Manfred Baumann
ENGLEIN, MORD UND CHRISTBAUMKUGEL
Kriminelle Weihnachten
252 Seiten, Verlag Gmeiner, 2020

Man kennt die Salzburg-Krimis des Salzburger Autors Manfred Baumann, in denen er immer seinen ruhigen, klugen Kommissar Merana zwecks Verbrechens-Entdeckung ausschickt. In dem jüngsten, schon auf den Weihnachts-Buchmarkt zielenden Werk „Englein, Mord und Christbaumkugel“ ist alles ein bisschen anders. Erstens ist es kein Roman, sondern eine Sammlung von drei Kurzgeschichten. Martin Merana kommt nur in der ersten Story vor (Kollege Thomas Brunner leistet nützliche Hilfe), in der zweiten ist seine Kollegin, Chefinspektorin Carola Salman, an der Reihe, im dritten Krimi agieren Salzburger Polizisten. Es sind alles vernünftige Leute, die ihr Handwerk verstehen, sich aber durchaus auch von ihren Instinkten leiten lassen – in Meranas Fall ist es seine Oma, die ihn auf die richtige Spur bringt…

Es ist immer bemerkenswert an Baumanns Krimis, wie genau er gewisse Sachverhalte recherchiert, so dass man neben der „Wer ist der Mörder“-Handlung auch immer noch eine Menge Wissenswertes erfährt. In „Süßer die Glocken nie bimmeln“ findet man sich (Vor-Corona-Zeiten!) im überfüllten Weihnachtsmarkt von Hellbrunn und lernt das weihnachtliche Tourismus-Geschäft, das äußerst finanzkräftig ist, kennen. Und auch die Lust der Chinesen, nach Hallstatt noch einiges nachgebaut nach China transportieren zu wollen – vielleicht gleich Hellbrunn samt Weihnachtsmarkt? Da gibt es Leute, die dagegen sind, und solche, die wie die Tourismus-Agentur Global Glory das Geschäft unbedingt an sich reißen wollen. Wenn nun einer der beiden Brüder Polz, die das Unternehmen führen, ermordet aufgefunden wird, mangelt es nicht an Verdächtigen – und wenn der Autor am Ende eine „logische“ Lösung findet, ist man ihm auch nicht böse.

„Englein, Mord und Christbaumkugel“ hat dann einen scharf ironischen Ton, wenn Notburga Englein (wie konnten ihre Eltern sie bloß nach dieser Tiroler Dienstboten-Heiligen nennen?) grimmig auf der Suche nach einem Job ist, schließlich hat sie in teuren Kursen „Privatdetektiv“ gelernt. In einem Kaufhaus findet sie tatsächlich eine Stellung (und auch noch einen voluminösen, ihr aber sehr sympathischen Zeitgenossen, der sich vor der serbischen Mafia in einem Engelskostüm versteckt). Hier erfährt man im weihnachtlichen Kaufhaus-Trubel viel über die Tricks der Kaufhausdiebe, und dass Kokain in Weihnachtskugeln importiert wird, überrascht eigentlich nicht. Wenn ein übereifriger Chef da aufmerksam wird… ja, das kann letal für ihn ausgehen.

„Wer klopfet an?“ spielt schließlich am Land und man erfährt vieles über die Bräuche, da zur Weihnachtszeit von Tür zu Tür zu gehen und andere regionale Rituale. Dass sich ein Computer-Fachmann ein altes Bauernhaus kauft, ist ja durchaus nicht ungewöhnlich, dass er mit einem Pfeil in der Brust aufgefunden wird, eher schon. Da gibt es dann einige Möglichkeiten für den Leser, sich mit den Polizisten den Kopf zu zerbrechen – schließlich kann so ein Fachmann ja einiges aus dem Netz herausgelesen haben, etwa Korruption im Baugeschäft? Die Luxus-Enten, die er züchtet, können ihn ja wohl nicht umgebracht haben? Die Lösung ist wieder ganz einsichtig. Und was Baumann über die Krimis hinaus erzählt – ja, das ist die angenehme Draufgabe seiner Bücher.

Renate Wagner

 

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