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MAMA

16.04.2013 | Allgemein, FILM/TV

Ab 19.April 2013 in den österreichischen Kinos
MAMA
Spanien-Kanada / 2013
Regie: Andrés Muschietti
Mit: Jessica Chastain, Nikolaj Coster-Waldau, Megan Charpentier, Isabelle Nélisse u.a.

Bei Horrorfilmen gibt es solche und solche. Die üblichen, die das immer gleiche Reservoire von „schreckenerregenden“ Motiven und Effekten bedienen. Und die anderen, sie so seltsam sind, dass sie wirkliche Gänsehaut erzeugen. Wie „Mama“.

Es beginnt schon damit, dass ein Mann, der seine Frau getötet hat, offenbar auch seine kleinen Töchter erschießen will. Was wirklich geschieht, weiß man nicht. Aber fünf Jahre später sind wir bei Annabel – die für „Zero Dark Thirty“ für den „Oscar“ nominierte, sonst immer so rothaarig bleiche Jessica Chastain ist hier mit schwarzem Kurzhaar auf den ersten Blick gar nicht zu erkennen. Sie ist auch in ihren Charakteren eine wahre Verwandlungskünstlerin: Hier spielt sie eine junge Frau, die mit dem Bruder des einstigen Mörders verheiratet ist (Nikolaj Coster-Waldau). Und dann tauchen, fünf Jahre nach dem Unglück, in einem einsamen Haus im Wald die beiden kleinen Mädchen auf, ohne dass man je erfährt, wie es ihnen gelungen ist zu überleben…

Eine an sich schon horrorerregende Situation. Nun kommen diese völlig verhaltensgestörten, auf einander fixierten Kinder zu Onkel und Tante, die – sie ist ein tätowiertes Rock-Band-Girl und keinesfalls der Typ der Ersatzmutter – nicht sonderlich begeistert ist. Zumal mit den Kindern nun die üblichen Horror-Geschehnisse (Geräusche, Zeichen an der Wand, seltsam herumflatternde Schmetterlinge, die offenbar eine eigene Funktion haben) einsetzen. Wie Megan Charpentier und Isabelle Nélisse als die beiden kleinen Mädchen sich in ihrer eigenen Welt bewegen und absolut unheimlich wirken, ist ein Meisterstückchen für sich…

Doch irgendwie gelingt es Regisseur Andrés Muschietti (der Argentinier inszenierte diese spanisch-kanadische Coproduktion, die in den USA erstaunlich viel Geld machte), dies nicht auf die billige Art anzubieten, sondern echte Ratlosigkeit zu erzeugen, die man mit Annabel teilt. Die Mädchen sind fremd, feindselig, haben offenbar Kontakt mit einer allen anderen unsichtbaren „Mama“, die sie lenkt. Und als ihr Gatte die Treppe herunterfällt und im Koma liegt, ist unsere Heldin mit den unheimlichen Kindern und ihren Problemen allein: Man beneidet sie nicht, wenn man immer tiefer in seinen Kinosessel versinkt. Kein Psychiater kann helfen, irgendwann sieht auch Annabel Gespenster, aber Jessica Chastain macht ihre eigene Wandlung glaubhaft, dass sie plötzlich wirklich zu den beiden Unglückskindern eine Beziehung aufbauen und ihnen helfen möchte…

Filme dieser Art weiter zu erzählen, ist nicht legitim, auch wenn man selbst eine nüchterne Seele ist und mit den „Überraschungen“, die da kommen, nicht viel anfangen kann. Aber was sagt doch Shakespeare von den Dingen zwischen Himmel und Erde…? Das ist – und damit verrät man ja nichts Definitives, vor allem nicht über den schier wahnsinnigen, dann auch recht plakativen Show-Down – kein Film, der am Ende mit einer plausibeln Lösung aufwartet, die das Geschehen brav in die Normalität zurückführt. Da sind Esoteriker angesprochen, die bereit sind, an unerlöste Seelen zu glauben, die unter den Lebenden gnadenloses Unheil anrichten…

Mama Mia, diese „Mama“ ist wirklich Horror.

Renate Wagner

 

 

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