Mainz: LA CLEMENZA DI TITO – 20.2.2018
Bei diesem Stück über gezielte Machtausübung durch Milde (Clemenza) konnte das Staatstheater durch eine psychologisch subtil austarierte Spielkultur (Regie: Katrin Sedlbauer) und eine musikalisch ziselierte Mozart-Wiedergabe unter dem Dirigat von Samuel Hogarth punkten. Dabei unterstützte die Bühne von Stefan Heyne, der zwei große licht-durchlässige Kuben auf die Drehbühne stellte und somit gewahren ließ, dass auch in den ‚Hinterzimmern der Macht‘ sich etwas abspielte.Das Kostümbild von Kirsten Dephoff setzte markante Punkte, so der massive Goldrock der Prätendentin Vitellia, darunter wird aber mit dem kleinen Schwarzen die Begrenztheit ihres Anspruchs hervorgehoben. Die phantasievollen Anzüge und Bärte der beiden Hosenrollen Sesto und Annio gaben auch vielsagende Einblicke in deren psychologisch bedingtes (Nicht)agieren.
Den Publio, mehr als ‚Moderator‘ des Tito, singt Stephan Bootz mit großem baritonalem Gusto, dabei markant das Herrschaftsinteresse Titos ausdeutend. Den Annio gibt Vero Miller mit starkem und prächtig aufblühendem Sopran. Der Sesto ist Geneviève King mit voluminös klangstarkem Mezzosopran, mit dem sie seine Verzweiflung ganz original ausdrücken kann. Die Servilia ist in rotem Kleid Alexandra Samouilidou, den (wirklich) gebrochenen Arm trägt sie in schwarzer Schlinge und wartet dabei mit angenehm frischem gut geführtem Sopran auf. Nadja Stefanoff gibt mit dunkel getöntem, markantem, dabei angenehm timbriertem Sopran die Vitellia. Den Tito singt im 1. Akt mit kleinem, im 2. Schlußakt mit größerem, sich teils prächtig anhörenden koloraturfähigem Tenor Steven Ebel.
Friedeon Rosén