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MAGDALENA ANNA HOFMANN nach ihrem Salzburger Rollendebüt als Marschallin

07.10.2022 | Sänger

MAGDALENA ANNA HOFMANN im Gespräch mit Mag.Isolde Cupak (3.10.2022)

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Magdalena Anna Hofmann (rechts als Marschallin im „Rosenkavalier“) mit „Sophie Elisabeth Sutphen am 1.10.2022. Copyright: Anna Maria Löffelberger

Am Samstag (1.10.2022) gab die Wiener Sopranistin mit polnischen Wurzeln Magdalena Anna Hofmann ihr lang erwartetes Rollendebüt als Marschallin in „Der Rosenkavalier“ in der Salzburger Felsenreitschule. Mit dem Neuen Merker sprach sie über eben jenes Debüt und die Produktion in Salzburg, aber auch über Wagner, moderne Musik, Traumrollen und Zukunftspläne. Bis zum 25. Oktober ist die Künstlerin noch als Marschallin in Salzburg zu erleben.

Liebe Frau Hofmann, das letzte Gespräch mit dem Merker datiert vom Sommer 2014. Damals haben Sie Ihre erste große Wagner Sopranpartie vorbereitet, die Senta im „Fliegenden Holländer“ für Lyon. Diese Rolle haben Sie anschließend regelmäßig gesungen, Ihr Wagner Repertoire allerdings stetig um weitere wichtige Partien erweitert. Welchen Stellenwert nimmt Wagner und seine Heroinen in Ihrem Repertoire ein und wie sehen Ihre Pläne in dieser Richtung aus?

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Magdalena Anna Hofmann.Copyright: Lena Kern

M.A.H.: Wagner gehört seit vielen Jahren zu meinem Kernrepertoire und das soll gerne auch weiterhin so bleiben. Isolde, Kundry, Sieglinde und Brünnhilde in Walküre möchte ich weiterhin singen und gerne mit neuen künstlerischen Teams vertiefen. Ein gesamter Ring, im Speziellen ein Debüt als Brünnhilde in der Götterdämmerung braucht allerdings längerfristige Vorbereitung – es gab dafür mehrere Anfragen in letzter Zeit, die aber bedauerlicherweise zu kurzfristig waren. Teile davon habe ich ja bereits in einer reduzierten Fassung in Köln gemacht, freue mich aber jetzt schon darauf, diese Partie komplett zu erarbeiten und mir auch genug Zeit dafür zu nehmen.

Nun findet unser Gespräch heute während einer weiteren wichtigen Produktion statt, in der Sie Ihre erste große Strauss-Partie singen, die Marschallin im „Rosenkavalier“. Ist es leichter, diese Rolle zu interpretieren, wenn man wie Sie Wienerin ist? Wo liegen die Herausforderungen dieser Rolle sowohl musikalisch als auch darstellerisch?

M.A.H.: Ich würde sagen, es schadet bestimmt nicht, einen wienerischen Hintergrund (mit polnischen Wurzeln allerdings) zu haben, aber notwendig ist es natürlich nicht. Wichtig ist bei der Marschallin die Eleganz, der Charme und die große Gewichtung auf den Text. Hofmannsthal hat ein so wunderbares Libretto geschrieben, es „menschelt“ in jedem Satz, denn mit der Endlichkeit unseres Daseins muss sich jeder früher oder später auseinandersetzen. Das Großartige und auch Herausfordernde an dieser Partie ist die Tatsache, dass sich beinahe jede Frau mit diesem Charakter identifizieren kann. Die Vielschichtigkeit, Verletzlichkeit und gleichzeitig Stärke der Marschallin ist so nachvollziehbar, und das glaubhaft und mit der größten Ehrlichkeit zu transportieren ist eine wunderschöne Aufgabe. Stimmlich erfordert sie Flexibilität, besonders im ersten Akt und natürlich das überirdische  „Hab mir`s gelobt“ und die großen Bögen im dritten Akt- ein Geschenk für jede Sängerin.

Wie ist das Debüt gegangen und was können Sie uns über die Neuinszenierung am Salzburger Landestheater sagen?

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Magdalena Anna Hofmann.Copyright: Lena Kern

M.A.H.: Es ist ganz wunderbar gelaufen und ich bin unendlich dankbar ein Teil dieser Produktion zu sein. Die Felsenreitschule ist natürlich ein geschichtsträchtiger Ort und es ist ein großes Glück für mich, meine erste Marschallin auf dieser Bühne verkörpern zu dürfen. Roland Schwabs Konzept ist eine perfekte Mischung aus abstrakter Bühne, sehr kraftvollen Bildern und konkretem Erzählen mit einem gewissen „Twist“.

Es hat immens Spaß gemacht, mit ihm die Facetten dieser Figur herauszuarbeiten. Leslie Suganandarajah am Pult trägt uns ganz wunderbar durch den Abend!

Ist die Marschallin ein erster Schritt in Richtung Strauss und werden weitere Rollen aus der Feder dieses Komponisten folgen? Ich denke da konkret an Werke wie Ariadne auf Naxos, Arabella, Capriccio, Elektra oder Die Frau ohne Schatten. Da wären viele Partien dabei, die Ihnen wunderbar liegen sollten! 2014 hatten Sie etwa die Chrysothemis genannt.

Wäre das immer noch Ihre Wunschpartie in Elektra, oder wäre das nach Isolde und Brünnhilde nun eher die Titelrolle?

M.A.H.: Das ist eine ganz aktuelle Thematik in meiner Karriere und obwohl sich die Anfragen für Elektra häufen, habe ich mich ganz bewußt dazu entschieden mir für diese Rolle noch ein paar Jahre Zeit zu lassen. Die Arbeit an der Marschallin hat mir ganz klar gezeigt, dass meine Stimme trotz der vielen dramatischen Partien noch diese lyrische Qualität hat und ich mir das gerne bewahren möchte. Deshalb sollten Elektra und auch Färberin noch warten, wobei die anderen oben genannten gerne anklopfen dürfen… Ich bin mehr als bereit für all die wunderbaren Strauss-Partien!

An der Oper von Lyon haben Sie Carlotta in Franz Schrekers Die Gezeichneten gesungen. Gibt es Pläne für weitere Rollen dieses wunderbaren Komponisten, dessen Schaffen zur Nazizeit so zu Unrecht als „entartete Musik“ verunglimpft wurde?

Um wieder auf den Beruf zu kommen: Welche Traumrollen gibt es und in welchen Rollen sehen Sie sich in absehbarer Zeit?

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Magdalena Anna Hofmann. Foto: Lena Kern

M.A.H.: Richard Strauss, wie schon vorhin erwähnt und definitiv die großen Frauenrollen von Janacek – Katja Kabanova und Jenufa wären ein Traum, aber auch Marie in Wozzeck steht ganz oben auf meiner Wunschliste! Es sollte eine gute Mischung aus bereits gesungenen Partien und Rollendebüts sein.

Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft nach dem Salzburger Rosenkavalier aus?

M.A.H.: Anschließend kommt ein Konzert in Wien mit den Musikalischen Exequien von Heinrich Schütz….ein kleiner Ausflug in ein komplett anderes Repertoire, aber so gut für Stimme und Seele! Dann freue ich mich sehr auf einige Rusalka-Vorstellungen als Fremde Fürstin an der Semperoper in Dresden und in Heidelberg. Anfang nächsten Jahres singe ich Isolde in Wiesbaden, danach erneut die Fremde Fürstin in einer Neuproduktion in Hannover – und über den Rest möchte ich noch nichts sagen, weil die Verträge noch nicht finalisiert wurden.

Danke für das interessante Gespräch

Das Gespräch mit Magdalena Anna Hofmann wurde von Mag. Isolde Cupak am 3.10.2022 geführt

 

 

 

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