Foto: Opera Festival
Macerata Opera Festival: Il trovatore konzertant 25.7. 2020 (Prem.)
Nach Don Giovanni konnte die 2.vorgesehene Oper, G.Verdis Trovatore, nur konzertant gegeben werden. Das Orchester nahm also etwa 1/4 der Bühne ein, und die Sänger hatten lange Auftrittswege von den Seiten. Da konnte man mal über weite Strecken die Augen schließen und sich an der spritzigen Wiedergabe erfreuen. Vielleicht ist dieses Eckstück der Trilogia popolare Anfang der 1850er Jahre die Oper mit den meisten zauberhaften Melodien überhaupt. Was sicher auch der abnormen mit Rückblicken gesättigten ‚Handlung‘ geschuldet ist. Der vertauschte und der ins Feuer geworfene Säugling, die Erinnerung an den Scheiterhaufen mit der Mutter der Zigeunerin, die Liebe des Troubadours Manrico und seines Rivalen Conte Luna zu der schönen Hofdame Leonora: es ist ein prickelnd grausam schöner Stoff, den sich Verdi aus spanischen Gefilden hat ‚kolportieren‘ und von seinem bewährten Librettisten Salvatore Cammarano in ein packendes Szenario hat gießen lassen. Nach einer Kurzouverture folgt eine längere von Lunas Soldatenchor kommentierte Erzählung der Vorgeschichte seitens des Capitano Ferrando. Mit ausgewogen rezitierendem klarem Baß kann Davide Giangregorio gleich eminente Spannung aufbauen. Die Philharmonie der Marken begleitet dabei gestochen und auf den Punkt, instruiert von Dirigent Vincenzo Milletari. Auch im weiteren Verlauf können die Instrumentalisten auf der Bühne mehr klangliche Brillanz und Schlagkraft entwickeln als im Orchestergraben.
In der Wahl von mehreren verschiedenartigen Schauplätzen verweist Trovatore auf Forza del destino voraus, die ja auch in Spanien (und Italien) spielt. Hier gibt es aber keine solchen, nur einige auf die breite Bühnenwand projizierte fotografische Bilder von Ernesto Scarponi.
Der hinter dem Orchester in Abständen aufgestellte Chor (Damen als Nonnenchor), fügt sich gut in den Gesamtklang ein. Es ist wieder der seit langem mit dem Festival verbundene ‚Coro Lirico marchigiano V.Bellini‚ unter Martino Faggiani und Massimo Fiocchi Malaspina. Den Ruiz,Vertrauten Manricos, gibt tenoral Didier Pieri. Sein Pendant auf der Seite Leonoras, Ines, gibt mit wenigen Sopraneinwürfen Fiametta Tofoni. Einen Boten und einen alten Wohnungslosen stellen Alessandro Pucci, Tenor, und Gianni Paci, Baß.
Azucena ist Veronica Simeoni mit sonorem breiten dabei agilen Mezzosopran/Alt. Massimo Cavalletti kann sich als Conte Luna die Sporen eines echten Verdi-Baritons verdienen. Seine robuste Stimme wächst in den Höhen über sich hinaus. Sein Gegenspieler ist Luciano Ganci mit prächtig durchgebildetem Tenor. In seiner Top-Arie kann er ganz großes Mitgefühl heischen. Leonora ist Roberta Mantegna, und man denkt einfach, da könnte eine neue Maria Callas heranwachsen. Ähnlich im Timbre, nämlich plastisch ausdrucksvoll und mit absolutem Charme besingt sie ihre große Liebe zum Troubadour.
Friedeon Rosèn
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