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LUZERN/KKL: IL RE PASTORE von W.A. Mozart – halb-szenisch

16.03.2016 | Oper

KKL Luzern: IL RE PASTORE (Mozart) – 15.3.2016

Beseelter Mozart-Gesang

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Schlussapplaus. Copyright: Peter Fischli

Es ist doch immer wieder erstaunlich, was der neunzehnjährige Mozart bei seinem Auftragswerk zum Besuch von Erzherzog Maximilian Franz in Salzburg aus einem doch eher kindischen Libretto wie von Metastasio herauskitzelte. Da sind natürlich „geschnittene Nudeln“ drin, wie Mozart die langen Koloraturketten zwecks Demonstration von vokaler Virtuosität bezeichnete, aber auch wunderbar innige Eingebungen, die sich Mozart für das junge Liebespaar Amina und Elisa hat einfallen lassen. Die vom Violinsolo (Tami Troman grandios) begleitete Arie des Aminta „L’ameró, saró costante“ war denn auch der musikalische Höhepunkt in dieser konzertanten, halb-szenischen Aufführung mit den brillant aufspielenden Les Arts Florissants unter ihrem gewitzten Maestro William Christie.

Und Martina Janková war der Aminta in jugendlicher Gestalt von sympathischem Liebreiz und grosser Ausstrahlung. Ihr lyrischer Sopran war wie für den Aminta „gemacht“. Wie diese bezaubernde Sängerin sich ihren glockenreinen Sopran unvermindert erhalten hat, ist schon bewundernswert. Das Legato, die Phrasierungskunst, die Koloraturen – einfach alles stimmte bei ihr. Eine grossartige Leistung: Martina Janková wurde denn auch zu Recht bejubelt. Als ihre Partnerin war die junge Regula Mühlemann sieghaft bei ihrem „Heimspiel“ – und sang mit jugendfrischer und schöner Stimme. Dass ihr zuweilen das „gewisse Etwas“ einer Janková noch fehlen mag, dürfte ihrer Jugend zuzuschreiben sein. Auf jeden Fall war es ein sehr schöner Leistungsausweis dieser jungen Sängerin! Auch die Mezzosopranistin Angela Brower als Tamiri war rollengerecht besetzt. Mit zwar manchmal etwas zur Schärfe neigenden Höhe und etwas neutralem Timbre war sie doch eine gute Besetzung. Ihr Partner Emiliano Gonzales Toro war mit seinem lyrischen Timbre ein adäquater Agenore.

Dagegen war der „Star“ des Abends nämlich Rolando Villazon zwar persönlichkeitsstark, aber leider nicht bei bester Stimme. Er schaffte zwar seine drei Arien mit Respekt, aber die Höhe wurde entweder nur angetippt oder offen aufgerissen herausgesungen. Dass die Stimme von Villazon immer noch dieses weiche Timbre aufweist, ist sein grosses Plus. Und wenn er weniger zu seinen Clownereien Zuflucht nehmen würde, wäre mit weniger mehr erreicht. Dass Villazon ein Künstler ist, wissen wir ja. Warum aber diese billigen Mätzchen? – Also alles in allem ein schöner, runder Abend, dank Mozart und Martina Janková!

John H. Mueller

 

 

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