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LUZERN/ Theater: MACBETH von G. Verdi. Premiere. Plumpe Provokation

26.01.2022 | Oper international

Giuseppe Verdi: Macbeth • Luzerner Theater • Premiere: 22.01.2022

Plumpe Provokation

Corona hat auch in Luzern gestört, konnte aber die Premiere von Verdis «Macbeth» zum Glück nicht verhindern. Musikalisch top vermag die Produktion szenisch nicht in gleichem Masse zu überzeugen.

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Foto © Ingo Hoehn

Die musikalische Leitung des Abends hat der junge, im Iran geborene Hossein Pishkar. Seiner Einstudierung sind die bei Riccardo Muti besuchten Meisterkurse (2017 «Aida» im Rahmen der Italian Opera Academy in Ravenna, 2018 die musikalische Leitung von «Rigoletto» beim Ravenna Festival) anzuhören. Dem Luzerner Sinfonieorchester entlockt einen wunderbar transparenten, glutvoll musizierten und kraftvoll-zündenden Verdi. Der Chor- und Extrachor des Luzerner Theaters und die Luzerner Kantorei (Choreinstudierung: Mark Daver) vermögen trotz coronabedingt gelichteten Reihen und Masken mit rhythmisch präzisem, satten Klang zu überzeugen.

Hrólfur Sæmundsson gibt mit wunderbar kernigem Bariton einen szenisch intensiven Macbeth. Christian Tschelebiew ist ihm mit seinem herrlich dunklen Bass als Feldherr ein ebenbürtiger Partner. Susanne Elmark ist ein hochdramatisch Lady Macbeth, die immer wieder zu leichten Schärfen neigt. Gerade für die Rolle der Lady Macbeth ist das aber durchaus passend. Diego Silva bekundet als Macduff an diesem Abend Mühen: Die Stimme trägt nicht, hat kaum Körper und neigt zu unangenehm starkem Vibrato. Robert Maszl gibt zuverlässig den Malcolm. Eyrún Unnarsdóttir als Dame der Lady Macbeth und Flurin Caduff als Arzt/Diener/Mörder/Herold ergänzen das Ensemble.

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Foto © Ingo Hoehn

Wolfgang Nägele möchte mit seiner Regie den Fokus auf die Beziehung von Macbeth und der Lady und die Gesellschaft, die es ihnen ermöglicht im passenden Moment die Herrschaft an sich zu reissen, richten. Leider gelingt ihm dies nur bedingt, denn die politische Komponente bleibt ausser Acht und die Gesellschaft mit acht von Knaben wie Hunde an der Leine geführten alten Männern in Windeln gleichzusetzen scheint kaum mehr als eine plumpe Provokation. Die von schwarzen Plastikbahnen begrenzte, mit Asche und einem Holzpodest ausgestattete Bühne (Bühne und Kostüme: Valentin Köhler) trägt nicht zur Präzisierung des Regiekonzepts bei. Die häufigen Lichtwechsel (Licht: David Hedinger-Wohnlich) der an die Weihnachtsbeleuchtung der Zürcher Bahnhofstrasse erinnernden LED-Ketten wirken mit fortschreitendendem Abend ermüdend.

Musikalisch fast top, szenisch ein Flop.

Weitere Aufführungen:

Fr. 28.01.2022, 19.30; So. 30.01.2022, 13.30; Mi. 02.02.2022, 19.30; Fr. 04.02.2022, 19.30;

So. 06.02.2022, 20.00; Fr. 11.02.2022, 19.30; So. 13.02.2022, 13.30; Do. 17.02.2022, 19.30;

Sa. 05.03.2022, 19.30; Mo. 18.04.2022, 17.00; Fr. 27.05.2022, 19.30; Fr. 17.06.2022, 19.30.

 

25.01.2022, Jan Krobot/Zürich

 

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