Giuseppe Verdi: Luisa Miller • Luzerner Theater • Vorstellung: 25.05.2025
(3. Vorstellung • Premiere am 17.05.2025)
Leidenschaftlich stürmisches, persönlich verinnerlichtes Drama in pastoraler Umgebung
Mit Kateryna Sokolovas «Luisa Miller» findet die Musiktheater-Saison des Luzerner Theaters einen mehr als würdigen Abschluss. Die Produktion ist gerade in Sachen Werkgerechtigkeit als mustergültig zu betrachten.
Foto © Ingo Hoehn
Unter Verdis Opern der 1840er-Jahren kann zwischen «politischen» («grandioso») und «persönlichen» («appassionato») Opern unterschieden wird. Die Vorlage zu «Luisa Miller», Friedrich Schillers «Kabale und Liebe», würde diesen beiden Kategorien entsprechen. Verdi musste aber bei Luisa Miller die politische Komponente weitestgehend ausklammern und tat dies, weil er politisch hellwach war. Kateryna Sokolova (Regie) trägt dem in vorbildlicher Weise Rechnung und legt ihre Produktion als leidenschaftlich stürmisches, persönlich verinnerlichtes Drama in pastoraler Umgebung an. Mit der Erweiterung des Personals um die Figur des Dichters verleiht Sokolova dem Geschehen Frische und zeigt des Dichters Utopie vom Potential der Liebe. So ist es nur konsequent, dass ein Teil des restlichen Personal dem Schreibtisch des Dichters (Bühne: Nikolaus Webern) entsteigt. Die Platte des überdimensionierten Schreibtischs gibt das Einheitsbühnenbild und wird immer wieder mit kulissenartigen Assoziationen ergänzt (Licht: Ulrich Eh). Constanza Meza-Lopehandía liess sich für die Kostüme von der Entstehungszeit der «Kabale und Liebe» (13. April 1784) inspirieren.
Das Luzerner Sinfonieorchester unter Musikdirektor Jonathan Bloxham spielt einen herrlich leidenschaftlichen, bewegten Verdi. Klingt die Musik durchaus auch mal «grandioso», bleibt das «appassionato» immer gewahrt. Der Klang ist perfekt durchhörbar, ohne je manieriert oder buchstabiert zu wirken. Die Dynamik und die Klangfarben sind auch hier wieder perfekt austariert; Bloxham erweist sich als idealer Sängerbegleiter. Manuel Bethe hat den Opernchor Luzerner Theater und den Extrachor Luzerner Theater bestens einstudiert, so dass sie mit rhythmisch präzisem, herrlich austariertem Wohlklang begeistern.
Eyrún Unnarsdóttir triumphiert als Luisa Miller mit einer überzeugenden, fein ausgearbeiteten Interpretation ihrer Rolle. Die Stimme, reich an Farben, klingt wunderbar voll und trägt im ganzen Haus. André Baleiro leiht ihrem Vater Miller seinen warmen, stilistisch überzeugend Bariton und agiert mit guter Bühnenpräsenz. Michael Hauenstein als Graf von Walter lässt sich wegen einer Erkältung ansagen. Azer Zada als sein Sohn Rodolfo überzeugt mit strahlkräftigem, leicht metallischem Tenor. Marcela Rahal als Walters Nichte Federica von Ostheim verleiht der Rolle der Herzogin mit ihrem charaktervollen Mezzosopran ein starkes stimmliches wie szenisches Profil. Christian Tschelebiew gibt mit seinem markanten Bass einen prächtigen Intriganten Wurm. Elvira Margarian und Piero Regis (beide Mitglieder des Internationalen Opernstudios) als Bauernmädchen Laura und Bauer sowie Timon Crienitz als Friedrich Schiller ergänzen das formidable Ensemble.
Ein leidenschaftlich stürmisches, persönlich verinnerlichtes Drama in pastoraler Umgebung, dessen Besuch nur zu empfehlen ist.
Weitere Aufführungen:
Mo. 09.06. 2025, 17.00 – 19.50; So. 15.06. 2025, 20.00 – 22.50; So. 21.09.2025, 15.00 – 17.50;
Sa. 27.09.2025, 19.30 – 22.20; So. 05.10.2025, 19.00 – 21.50; So. 19.10.2025, 17.00 – 19.50.
30.05.2025, Jan Krobot/Zürich