Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

LUZERN/ Theater: LUISA MILLER. Derniere

15.12.2025 | Oper international

Giuseppe Verdi: Luisa Miller • Luzerner Theater • Dernière: 13.12.2025

(5. Vorstellung • Wiederaufnahme am 21.09.2025 • Premiere am 17.05.2025)

Überzeugende szenische Umsetzung

Zu Beginn der laufenden Saison hat das Luzerner Theater Kateryna Sokolovas Inszenierung von Verdis «Luisa Miller» wiederaufgenommen. Die Produktion ist gerade in Sachen Werkgerechtigkeit als mustergültig zu betrachten.

unnh
Foto © Ingo Hoehn

Unter Verdis Opern der 1840er-Jahren kann zwischen «politischen» («grandioso») und «persönlichen» («appassionato») Opern unterschieden wird. Die Vorlage zu «Luisa Miller», Friedrich Schillers «Kabale und Liebe», würde diesen beiden Kategorien entsprechen. Verdi musste aber bei Luisa Miller die politische Komponente weitestgehend ausklammern und tat dies, weil er politisch hellwach war. Kateryna Sokolova (Regie) trägt dem in vorbildlicher Weise Rechnung und legt ihre Produktion als leidenschaftlich stürmisches, persönlich verinnerlichtes Drama in pastoraler Umgebung an. Mit der Erweiterung des Personals um die Figur des Dichters verleiht Sokolova dem Geschehen Frische und zeigt des Dichters Utopie vom Potential der Liebe. So ist es nur konsequent, dass ein Teil des restlichen Personal dem Schreibtisch des Dichters (Bühne: Nikolaus Webern) entsteigt. Die Platte des überdimensionierten Schreibtischs gibt das Einheitsbühnenbild und wird immer wieder mit kulissenartigen Assoziationen ergänzt (Licht: Ulrich Eh). Constanza Meza-Lopehandía liess sich für die Kostüme von der Entstehungszeit der «Kabale und Liebe» (13. April 1784) inspirieren. (Aus der eigenen Kritik zur dritten Vorstellung der Inszenierung am 25.05.2025).

Joseph Bastian (Musikalische Leitung) und das Luzerner Sinfonieorchester spielen einen leidenschaftlichen, bewegten Verdi. Gegenüber der Premierenserie haben sich die Akzente deutlich von einem Gleichgewicht zwischen «appassionato» und «grandioso» hin zum «grandioso». Das Brio von Verdis frühen Opern dominiert. Manuel Bethe hat den Opernchor Luzerner Theater und den Extrachor Luzerner Theater bestens einstudiert, so dass sie mit rhythmisch präzisem, sattem Wohlklang überzeugen.

Jennifer O’Loughlin gibt die Luisa Miller mit rundem, frei fliessendem und souverän geführtem Sopran. Die Höhen kommen sauber und glasklar und mit reichlich Emotionen ausgestattet. Klingt die Stimme im zweiten Akt in wenigen Momenten leicht scharf, so läuft sie im dritten Akt zu auch szenisch grosser Form auf. Jenish Ysmanov geht die Partie des Rodolfo kraftvoll von Verdis Spätwerk her an. Singen ist bei ihm ein Kraftakt: diesen aber meistert er souverän mit Leichtigkeit. Die farbenreiche Stimme glänzt und ist «klassisch italienisch», mit guter Atemtechnik geführt. So kraftvoll er in der 7. Szene des zweiten Akts das «Oh fede negar potessi» singt, findet er dann in «Quando le sere al placido» zu intensiven Piani. Im Finale ist er O’Loughlin ein würdiger Partner. André Baleiro präsentiert den Miller mit herrlich frei strömendem, facettenreichen und strahlend höhensicherem  Bariton. Die souverän geführte, sämige Stimme prädestiniert ihn für Verdis Vaterrollen. Bass-Bariton Michael Hauenstein geht die Rolle des Grafen von Walter von Verdis Frühwerk her, vom Belcanto her an und überzeugt mit gut fokussierter Stimme und guter Bühnenpräsenz. Christian Tschelebiew gestaltet den Schlossvogt Wurm mit frischem Bass als eindrücklichen und vor allem glaubwürdig fiesen Intriganten. Marcela Rahal gibt die Federica von Ostheim mit tadellos geführtem Mezzo mit eindrücklichen Tiefen. Elvira Margarian als Bauernmädchen Laura, Piero Regis als Bauer und Timon Crienitz als Friedrich Schiller ergänzen das überzeugende Ensemble.

 

Ein überzeugender Abend.

Keine weiteren Aufführungen.

 

16.12.2025, Jan Krobot/Zürich

 

Diese Seite drucken