Henry Purcell: Dido and Aeneas • Luzerner Theater • Vorstellung: 12.09.2023
In Koproduktion mit dem Lucerne Festival
(2. Vorstellung • Premiere am 09.09.2023)
Ein Haus im Haus
Das Luzerner Theater beginnt die neue Saison. Im Haus im Haus.
Foto © Luzerner Theater
Valentin Köhler, Hausszenograf des Luzerner Theaters, wollte schon lange die Vorstellung vom Haus als Hülle und Archiv des eigenen Ichs im Theater räumlich erlebbar machen. Als bekannt wurde, dass die Bewilligung zum Abriss des Posthof in Dietwil LU erteilt und gültig war, war die Gelegenheit den Schopf, der früher die Mosterei beherbergte, passend zum Spielzeitmotto «Das Spiel mit dem Echten und Fiktiven» sorgsam abzubauen und raumfüllend im Luzerner Theater zumindest teilweise wieder aufzubauen, gegeben. Daran beteiligt waren neben dem Hausdienst und einer spezialisierten Schreinerei zahlreiche Statiker und Ingenieure beteiligt, die sicherstellen, dass der Bühnenboden und der Zuschauerraum das Haus auch aushalten. In diesem Rahmen werden nun die griechische Tragödie «Orestie» und die Oper «Dido and Aeneas» aufgeführt.
In Magdalena Fuchsbergers Regie ist das Haus der Körper Didos und ermöglicht so parallel zu Musik und Text eine Blick ins Innere der Person. Um eine möglichst grosse Durchsichtigkeit zu erreichen, gestaltet Valentin Köhler (Bühne) die Böden aus Glas, denn die Zuschauer sollen von allen Seiten gleich gut sehen können. Das Haus als Bühnenbild und die Gestaltung aller Figuren als Dido (die Kostüme, die an eine Hippie-Kommune der 70er erinnern stammen von Marie Sturminger) sind, so interessant sie an sich sind, eine grosser Nachteil des Konzepts. Es stellt sich der «Arena-Effekt» ein: Man sucht permanent, wer denn nun singt, und die annähernd gleichen Kostüme erleichtern das nicht wesentlich. Des Weiteren bewirkt die Durchsichtigkeit der Szene eine Nivellierung der Handlung: die «wichtigen» Szenen sind als solche nur noch schwierig identifizierbar
Foto © Franca Pedrazzetti
Das Luzerner Sinfonieorchester unter Leitung des neuen Musikdirektor am Luzerner Theater Jonathan Bloxham spielt historisch informiert einen soliden Purcell. Etwas deutlichere Akzente zur Unterscheidung von Rezitativ und Arie wären wünschenswert. Mark Daver hat den Opernchor Luzerner Theater tadellos vorbereitet.
Der Abend beginnt im Foyer des Theaters mit dem von Carolyn Amann neu geschriebenen und Dora Balog vorgetragenen Prolog Didos. Dido erklärt hier gleichermassen das Konzept wie die Vorgeschichte.
Eyrún Unnarsdóttir gibt mit ihrem vollen, facettenreichen Sopran eine überzeugende Dido. Robert Maszl scheint sich in der Rolle des Aeneas richtig wohlzufühlen und begeistert mit einem kräftigen, tadellos geführten Tenor. Tania Lorenzo Castro gibt mit jugendlich frischem, raumgreifenden Sopran Didos Vertraute Belinda. Marcela Rahal gibt eine eindrucksvolle Zauberin. Janina Staub als Zweite Frau, Goar Badalian als Erste Hexe, Caroline Vitale als Zweite Hexe und Michael Gniffke als Erster Matrose.
Ein interessanter Abend.
Weitere Aufführungen:
Mi. 13.09.2023, 20.00 – 21.15; Sa. 16.09.2023, 20.00 – 21.15; Di. 19.09.2023, 20.00 – 21.15;
Do. 21.09.2023, 20.00 – 21.15; So. 24.09.2023, 19.00 – 20.15; Mi. 27.09.2023, 20.00 – 21.15;
Fr. 29.09.2023, 20.00 – 21.15.
12.09.2023, Jan Krobot/Zürich