Leoš Janáček/Jonathan Dove: Das schlaue Füchslein, Theater Luzern, Generalprobe: 11.12.2020
How dare you?
Bevor kulturelle Veranstaltungen, und damit auch die Luzerner Premiere von Janáčeks „Das schlaue Füchslein“, komplett verboten wurden (und die Gastronomie weiter geöffnet bleiben durfte), hat das Luzerner Theater grosszügigerweise seine Generalprobe für die Presse geöffnet. Es ist nicht hoch genug einzuschätzen, dass das Ensemble unter den erschwerten Bedingungen der Pandemie (bis und mit Generalprobe wurden von allen Maske getragen) das Stück fertig geprobt hat und nun bleibt zu hoffen, dass auch das Publikum noch in den Genuss der geleisteten Arbeit kommen kann.
Das Luzerner Sinfonieorchester unter Musikdirektor Clemens Heil spielt die am 31.03.1998 in Birmingham uraufgeführte Bearbeitung für Kammerorchester des englischen Pianisten, Arrangeurs und Komponisten Jonathan Dove und hat einen ganz grossen Abend.
Foto Ingo Höhn
Die Solisten sind trotz der widrigen Bedingungen mit grösstem Engagement am Werk. Schliesslich müssen sie nicht nur Maske tragen sondern auch, was für einmal kein Einfall der Regie ist, die meiste Zeit auf allen Vieren kriechen (Janáček soll dies, so Michael Füting in seiner Biographie „Das Operngenie“, bei einem Besuch der Proben zur Uraufführung in Brünn mit dem Unterton leicht sadistischer Freude Bemerkt haben.). Aus der Schar der Solisten stechen Claudio Otelli als Förster, Diana Schnürpel als Füchslein Schlaukopf/Jungfüchslein Schlaukopf und Talya Lieberman als Fuchs heraus. Sie beeindrucken mit grossartiger Spielfreude und Beweglichkeit und hervorragender Textverständlichkeit. Das absolut überzeugende Ensemble ergänzen Caroline Vitale als Frau Försterin/Specht, Robert Maszl als Der Schulmeister/Dackel, Flurin Caduff als Pfarrer/Dachs und Vuyani Mlinde als Haraschta.
Foto Ingo Höhn
Deborah Epstein thematisiert in ihrer Inszenierung den Umgang des Menschen mit der Natur. Mit den Worten Greta Thunbergs fragt sie: How dare you? Wie könnt Ihr es wagen? Wie können die Menschen es wagen so mit der Natur umzugehen, wo sie doch nur ein Rädchen des grossen Ganzen sind, hier symbolisiert durch den Kubus auf der Bühne, in dem die „Menschen-Szenen“ stattfinden. Natascha von Steiger hat Epstein neben dem Kubus eine leere Bühne geschaffen, auf der die jeweiligen Situationen nur noch mit wenigen Versatzstücken angedeutet werden. Unterstützt durch die Videoeinblendungen (Video und Bildbearbeitung: Eleonora Camizzi) einer pastoralen, birkenreichen Landschaft entsteht doch nie der Eindruck von Leere. Die Kostüme von Sabine Blickenstorfer unterstützen den modernen Eindruck des Bühnengeschehens.
Eine frische, herrlich herbe Inszenierung von Janáčeks Meisterwerk.
Aufführungen: https://www.luzernertheater.ch/dasschlauefuechslein#block-productionactivities
14.12.2020, Jan Krobot/Zürich