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LÜBECK/ Theater: TRISTAN UND ISOLDE

21.03.2025 | Oper international

Lübecker Musiktheater: „TRISTAN UND ISOLDE“ 19.3.2025

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Foto: Olaf Malzahn

Wohl wissend, dass auf das Urteil unseres Hamburger „Merkers“ Wolfgang Schmitt in jeder Hinsicht Verlass ist, begaben wir beide Wiener Merkerinnen uns auf die 10-stündige Fahrt von Wien nach Lübeck, uns beiden schon bekannt als wunderschöne Hansestadt, mit dem Stadtzentrum inmitten von – dank schönem Vorfrühligswetter – blauen Flüsschen zwischen wohlgepflegten Grünflächen, klelneren und größeren Seen, und zumeist von freundlichen Menschen beraten oder einfach angesprochen, wie auch in den Geschäften und den prachtvollen Kirchen.

Diese Opernvorstellung war an einem Sonntag, natürlich – ihrer Länge entsprechend, beginnend um 17,00 Uhr, mit zwei Pausen, wie üblich. Ich erlaube mir, in der Ich-Form fortzufahren. Was immer wieder mir an den Vortagen durch Kopf und Hirn, Aug und Ohr gegangen ist, musste der Tristan-Vorfreude und beginnenden Erregung weichen. Bei jeder Vorstellung dieses aufregend-genialen Musikdramas erstirbt für mich die Welt umher.
Im Märzheft kann man die detaillierte Beschreibung der vortreffllichen Inszenierung von Stephen Lawless und des Einheitsbühnenbilds von Philip Schlössmann nachlesen. Nur geringe Verschiebungen bzw. Öffnungen der Rückwand und ein passender Beleuchtungswechsel genügen, um das menschliche Geschehen davor glaubhaft zu machen. Dass die Nebenrollen von Ensemblemitgliedern des Hauses brav gesungen wurden, änderte nichts an der Tatsache, dass die volle vokale und darstellerische Präsenz  der beiden Titelrollensänger (beide als Gäste am Haus) den Abend ebenso aufregend, spannend und einfach schön werden ließen, wie auch das Orchester, diesmal nicht vom GMD des Hauses , dem Wiener Stefan Vladar, geleitet, sondern vom stellvertretenden , dem Japaner Takahiro Nagasaki mit seinem geradezu besessenem Dirigat in jeder Phase und Lautstärke, bei den kantablen Szenen und den Wahnsinns-Emotionen keine Minute ein ruhiges Sitzen auf unseren schönen Plätzen in der Mitte des 1. Ranges erlaubte. Von den ersten Moll-Klängen angefangen, vemeinte ich ein neues Werk zu vernehmen, das meine Aufmerksamkeit fünf Stunden nicht losließ und für unzählige inhaltliche, vokale, aber immer Rollen-entsprechende Überraschungen sorgte.

Während Isolde – die problemlos sowohl den lyrischen wie den hochdramatischen  Anforderungen gewachsene Lena Kutzner sich zumeist auf der linken Bühnenhälfte umherbewegte, sich als souveräne Adelige ausweisend, zugleich aber von Anbeginn spüren ließ, das hinter ihrem Verhalten mehr steckte als dieses Selbstbewusstsein, saß, stand oder lag Ric Furmann, die körperlichen Verletzungen nur andeutungsweise zeigend, auf einer Bank oder anderen Sitzgelegenheiten auf der rechten Bühnenseite. Mit adeliger tenoraler Noblesse ging der auf Isoldes Annäherungen ein: Seine souveräne, angenehme Stimme ließ keine Bedenken aufkommen, dass er die Wahnsinnspartie durchhalten würde. Wer von Wolfgang Windgassen bis Marco Jentzsch die unterschiedlichsten Tristan-Timbres und sängerdarstellerischen Verkörperungen der Rolle kennengelernt hat, konnte hier wieder ein neues Rollenerlebnis konstatieren. Edel, lange zurückhaltend, aber innerlich präsent, kam es bei ihm wie auch bei seiner Isolde im 2.Akt zum Einklang in der Liebesnacht. Die Verzweiflungsausbrüche Tristans im 3. Akt darf der Sänger bei weiteren Auftritten in dieser Rolle noch etwas vertiefen. „Mild und leise“ sang Lena Kutzner zuletzt mit noch größerer Spannung und Intensität und körperichem Volleinsatz wie alles Vorhergehende.

Als ganz vorteffliche Brangäne stand Marlene Lichtenberg weit mehr im Vordergrund als üblich. Da erklang und sprach aus jeder vokalen Äußerung, Geste und Körperhaltung ihr Bewusstsein, ihrer Herrin und hernach den beiden Liebenden zu Hilfe kommen zu müssen. Immerhin glaubte man ihr auch, dass sie ihnen den Liebestrank besorgt hat!
Dass man diesen mit Wagnerscher Wucht und allerhöchster belcantesker Hingabe ans Publikum vermitteln kann – ich leugne es nicht…

Steffen Kubach als Kurwenal, Runi Brattenberg als König Marke, Noah Schaul als Melot, Hirt und junger Seemann sowie Viktor Aksentijevic als Steuermann ergänzten einwandfrei das vortreffliche Sängerteam.

Bis zur nächsten „Tristan“-Vorstellung….                     

Sieglinde Pfabigan

 

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