World Music Cafe im Ordenssaal bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen
ZAUBER DER LANGHALSLAUTE
World Music Cafe im Ordenssaal bei den Schlossfestspielen am 6. Mai 2016/LUDWIGSBURG
Studierende der Popakademie Baden-Württemberg stellten in Ludwigsburg ihr ungewöhnliches Programm vor. Der in Deutschland einzigartige Studiengang Weltmusik ist zum Wintersemester 2015/16 mit den drei Hauptfächern Baglama, arabische und türkische Oud (Laute) sowie Mediterranean/Middle Eastern Percussion an der Popakademie Baden-Württemberg gestartet. Der Ursprungsgedanke dieses Weltmusik-Studiengangs ist die Transkulturalität. Traditionelle und populäre Musik sollen sich gegenseitig befruchten, damit etwas Neues entsteht. Udo Dahmen führte als Direktor und Geschäftsführer der Popakademie Baden-Württemberg durchs Programm. Das Baglama Quartett mit Onur Güler, Caner Korkmaz, Türkan Kömekci und Emre Kaya stellte zunächst eindringliche Musik für Baglama (anatolische Langhalslaute) und Gesang vor.
Man muss dabei beachten, dass es in der türkischen Musik 80 verschiedene Rhythmen gibt, die sich immer wieder gegenseitig ergänzen und variieren. So entstand auch im akustisch weiträumigen Ordenssaal ein reizvoller Klangkosmos. Arabesken, Kaskaden und Girlanden vereinigten sich dabei zu einer fast undurchdringlichen harmonischen Schlingpflanze, die sich aber auch auffächern konnte. Das ungewöhnliche arabische Klangerlebnis setzte sich dann mit Hozan Temburwan und seinem intensiv gestalteten Gesang mit Baglama fort. Ein kurdisches Liebeslied prägte sich tief ein. Kurdisch-italienische Einflüsse machten sich daraufhin beim Tambur Duo mit Hozan Temburwan (Baglama und Gesang) und Santino Scavelli (Perkussion) mit facettenreichen Staccato-Attacken bemerkbar.
Johannes Kieffer und Mehmet Ungan (Moderation) stellten dann im zweiten Teil weitere Gruppierungen dieses Studiengangs vor. Reizvolle persische Musik stand hier im Mittelpunkt. Unter dem Motto „Dehkadehye Dunya“ mit Benjamin Stein (Oud, Santur, Robab), Tayfun Danchev (Perkussion, Dabuka), Parijat Sikter Moumon (Perkussion, Tabla), Santino Scavelli (Perkussion) und Hozan Temburwan (Baglama und Gesang) gestalteten diesen faszinierenden kontrapunktischen Reigen in immer neuen Klangfarben und Nuancen. Dabei entstanden dann ganz neue Hörerfahrungen. Christine Hübner (Perkussion und Gesang) präsentierte ihre Eigenkompositionen „Little Bird“ und „Morgenstimmung“ mit Perkussion und Bambusflöte voller Intensität und mit ausserordentlich großen gesanglichen Intervallspannungen. Unter der Überschrift „Amara“ wurde sie von Parijat Sikter Moumon (Gitarre und Perkussion, Tabla), Jonathan Sell (Kontrabass), Philipp Sengle (E-Gitarre) und Herman Schepetkow (E-Bass und Rap) einfühlsam begleitet. Zuletzt begeisterte noch ein fulminantes „Lied über die Flüchtlinge“. Zu den renommerten Dozenten gehören unter anderem Yurdal Tokcan, Samir Mansour (Oud), Kemal Dinc (Baglama), Murat Coskun, Firas Hassan (Percussion).
Alexander Walther