Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

LUDWIGSBURG/ Schlossfestspiele: ZAIDE von W.A.Mozart

28.06.2025 | Oper international

Ludwigsburger Schloßfestspiele, Schosstheater: ZAIDE MOZART, 28.6.2025

Ich kann der (Premieren)kritik des Kollegen A. Walther vom 26.6. in dieser Rubrik, besonders, was die positive Bewertung der Bühne von Mai  Gogishvili und des Kostümbilds von Lena Winkler-Hermaden angeht, zur Gänze beistimmen. Das war modern und innovativ inspiriert. Dagegen muss aber betont werden, daß zwischen den von Mozart komponierten Arien und einem Ensemble eine große Dichotomie zu der Komposition samt Liedtexten von Eva Jantschitsch bestand. Gleich zu Beginn setzt das mit den aus 14 jungen Laien bestehendem ‚Erzählkollektiv‘, davon etwa elf Frauen, mit einer Art elektronisch grundiertem  Rap ein, der aber sehr plakativ, jedenfalls nicht genuin inspiriert erscheint, mit Überlegungen dazu ein,wie ein Stück wie ZAIDE heutzutage zu interpretieren sei. Auch später erscheinen die Neukompositionen, die an Punkbands der 90er Jahre und ganz bekannte Girls Groups erinnern, nicht so überzeugend wie neulich bei der Stuttgarter Oper „Der Rote Wal'“. Die jungen Frauen können auch kaum mehr als sprechen,beim Singen hapert’s oft schon an der Intonation. Aber sie wurden ja auch als Laien gecastet, die mal gern auf der Bühne stehen wollen. Im Besetzungszettel firmiert der Name Amelie Erhard als Chorleitung.Es kommt aber eher vor,dass sie die Texte nur rezitieren und dabei von der Regisseurin Jessica Glause choreographisch eingewiesen wurden. Einmal singen sie immerhin ein längeres Chorlied einstimmig, aber in (sic) türkisch! 
 
Als krasser Gegensatz dann dazu die wenigen Szenen aus Mozarts Singspielfragment,  die von Ensemble- und Orchestermitgliedern der Stuttgarter Staatsoper unter der Stabführung von Vlad Iftinca bestens vorgetragen werden,und als Vorläufer des Highlights IDOMENEO Mozart schon in Vollendung seiner Genialität erklingen lassen .Nur muß dabei festgehalten werden, dass die sogenannten Melologe (Sprechpartien, wie auch später in Melodramen), die zweimal in Arien der Tenöre Gomatz und Sultan Soliman vorkommen,  experimentelle Abirrungen von Mozart waren, von denen er in dem erfolgreichen „Idomeneo“ wieder Abstand nahm. Dagegen war aber, wie es bei einem so komplexen Gesangskomponisten wie Mozart nicht verwundern kann,besonders die Frauenarie der Zaide eher textunverstaendlich, was aber sicher nicht die Schuld der Sopranistin, der beiden Tenöre und des Bassbaritons war,so dass man von dem Schachtnerschen Libretto-Fragment überhaupt keinen Eindruck bekam,+auf eine Uebertitelung  und/oder Abdruck des Librettos im Programmheft verzichtet wurde. Dagegen war aber der Bezug auf Mozart/Schachtner,und warum sie die Oper nicht zu Ende gebracht haben, auch laut Programmheft ein großes Anliegen dieser Produktion, und sie musste so aber dramaturgisch ein Stückwerk verbleiben, wenn auch in der Regie immer wieder Ideen aufblitzten, z.B. wenn der rotgeschminkte  Sultan Soliman/Torsten Hoffmann tenoral auf einem dreiraedrigen gusseisernen schwarzen Motorrad mit Zaide Natasha Te Rupe Wilson auf der Bühne seine Kreise braust.
 
Friedeon Rosen 

 

Diese Seite drucken