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LUDWIGSBURG/ Schlossfestspiele: Malakoff Kowalski (Klavier) – leise Klänge und robuste Intervalle

29.05.2022 | Konzert/Liederabende

Malakoff Kowalski (Klavier) im Ordenssaal bei den Schlossfestspielen am 28.5.2022/LUDWIGSBURG

Leise Klänge und robuste Intervalle

Der Musiker und Komponist Malakoff Kowalski wurde als Sohn iranischer Eltern in Boston geboren und ist vor allem als Tonschöpfer für Film- und Theaterproduktionen bekannt geworden. So komponierte er beispielsweise auch die Filmmusik zur „Faust“-Produktion des Staatstheaters Stuttgart. Er liebt die Dunkelheit – und so verlor bei seinem Auftritt auch der Ordenssaal  viel von seinem hellen Glanz. Dafür leuchtete aber die musikalische Inspirationskraft bei Kowalskis eigener Klaviersonate „Piano Aphorisms“ in vier Sätzen, die er dem leider nicht eben zahlreich erschienenen Publikum vorstellte. Es handelt sich hier um durchkomponierte Musik, die durchaus von Intervallspannungen und dynamischen Kontrasten lebt. Er nutzt das Klavier aber auch zur intensiven Zwiesprache mit sich selbst. Es sind kleinformatige Aphorismen, minimalistische Effekte und ruhige Klangmalereien, die Malakoff Kowalski hier immer wieder beschwört. Mit seinem neuen Album „Piano Aphorisms“ geht Kowalski einen anderen Weg. Anstelle der miniaturhaften Kompositionen tritt eine Sonate, die 34 Minuten dauert. Fragmentarische Wahrnehmungen seiner Umgebung und seiner selbst werden hier mosaikartig verbunden. Kowalski beruft sich in einer möglichen Beschreibung seiner Klaviermusik durchaus auf Claude Debussy, dessen momentan wirkende Klangwelt ihn offensichtlich stark beeinflusst hat. Er sieht sich selbst nicht unbedingt als Pianist, aber als flexibler Klangkünstler, der auch Gitarre spielte und  Popmusik am Computer produzierte. Dissonant-unaufgelöste Klangbilder und klassisch-romantische Einflüsse stehen sich hier gegenüber und schaffen zuweilen einen fließenden harmonischen Übergang. Dies fällt auch bei den Klaviersuiten aus den Alben „Onomatopoetika“ und „My First Piano“ auf. Thematische Verbindungslinien und motivartige Strukturen ergänzen sich bei einzelnen Nummern wie „Ono“, „Topo“, „Is It Spring“, „Euphoria, Lobster & Champagne“ oder „Olmo Rosenthal“ wie von selbst. Wache und dämmernde Zustände werden dabei ganz bewusst in den Klangkreislauf integriert. Bei der Zugabe stellte er sich als veritabler Sänger bei einer Filmkomposition von Michel Legrand vor, die nicht nur von Mozart inspiriert ist: „The Windmills of Your Mind“. Dieser Song stammt aus dem Film „Thomas Crown ist nicht zu fassen“, in dem Steve McQueen und Faye Dunaway im Jahre 1968 mitspielten.

Alexander Walther

 

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