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LUDWIGSBURG/ Schlossfestspiele: JUNGE KLÄNGE: BASS ERSTAUNT – Preisträgerkonzert

04.07.2016 | Konzert/Liederabende

Preisträgerkonzert „Junge Klänge: Bass erstaunt“ bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen

KLANGRAUM ÜBER OKTAVEN

Preisträgerkonzert „Junge Klänge“ im Ordenssaal bei den Schlossfestspielen am 3.7.2016/LUDWIGSBURG

Beim Deutschen Musikwettbewerb wurde nach vierzig Jahren mit dem Belgier Wies de Boeve zum ersten Mal ein Kontrabassist ausgezeichnet. Der zeigte auch gleich beim ersten Stück von Ludwig van Beethoven mit 12 Variationen über „Ein Mädchen oder Weibchen“ aus Mozarts „Die Zauberflöte“ op. 66 für Violoncello und Klavier in der Bearbeitung für Kontrabass zusammen mit der versierten Pianistin Tomoko Takahashi sein Können. Konzentriert und klangfarblich reich wurden hier die subtilen Veränderungen dargeboten. Motive und klanglicher Einfall flossen ganz zusammen – auch in den synkopischen Begleit-Sechzehnteln des Klaviers. Staccato-Effekte und punktierte Dreiklangsbrechungen gingen ebenfalls schwungvoll ineinander über. Der beschwingte Ausklang wirkte ausgesprochen elektrisierend.

Von Krzysztof Penderecki erfolgte das Duo Concertante für Violine und Kontrabass mit der hochbegabten österreichischen Geigerin Johanna Pichlmair, die ganz aus sich herausging. Sie ist sei 2014 Mitglied in der Orchester-Akademie der Berliner Philharmoniker. Differenzierte Klangfarbenkunst triumphierte bei dieser Wiedergabe des Anne-Sophie Mutter gewidmeten Werkes. Klingende Tonblöcke mit splittrigen Tonfolgen und aufgefächerten Intervallen erfassten die beiden Solisten ausgezeichnet. Die Vielfalt der Klangeffekte ließ so nirgends zu wünschen übrig. Eine irisierende Bewegtheit im Gesamtablauf fiel hier besonders positiv auf. Sehr reizvoll war auch die gelungene Wiedergabe von Igor Strawinskys Suite italienne für Violine und Klavier, wo Johanna Pichlmair und Tomoko Takahashi ganz zusammenfanden. Diese Kammermusik-Fassung des „Pulcinella“-Balletts gefiel in der kunstvollen Wiedergabe der beiden Musikerinnen mit schöpferischer Kraft und geistiger Reife. Neoklassizistische Momente wechselten sich hier mit grazios rhythmisierten Sätzen und Anklängen an die barocken Spielopern Pergolesis ab. Kühl objektiv und intellektuell scharf kam dieser Musizierstil daher, spielerischer Witz und pointierte Sparsamkeit fehlten ebenfalls nicht.

Einen absoluten Hörgenuss präsentierten Wies de Boeve und Tomoko Takahashi bei Astor Piazzollas „Kicho“ für Kontrabass und  Klavier. Der ungewöhnliche Titel erinnert an den legendären Kontrabassisten Enrique Diaz, Spitzname Kicho, der mit dem argentinischen Begründer des Tango Nuevo zusammen musizierte. Elektrisierender Verve und Drive mitsamt Glissando-Effekten und berührender Chromatik waren dabei überall herauszuhören. In einer reizvollen Bearbeitung für Kontrabass und Klavier wurde nach der Pause die Sonate D-Dur BWV 1028 für Viola da Gamba und Cembalo von Johann Sebastian Bach berührend dargeboten. Den kontrapunktischen Bass und den synkopischen Rhythmus nahm man sofort scharf akzentuiert wahr. Im Andante beeindruckte der weit ausschwingende Siciliano-Satz mit großer melodischer Schönheit und Ausdruckskraft. Es kam zu einem verdichtenden Zwiegesang. Sehr konzertant kam dann das Finale daher, wo beide Oberstimmen mit dem Doppelthema um die Wette liefen. Dreiklangsbrechungen und Oktavsprünge wurden mit einer Fülle motivischer Anregungen in mitreissender Weise umgesetzt.

Eine hervorragende Leistung bot Johanna Pichlmair zusammen mit Tomoko Takahashi bei Eugene Ysayes Poeme elegiaque op. 12 für Violine und Klavier. Impressionistische Effekte und harmonische Vielschichtigkeit führten zu imponierenden Klangergebnissen. An Giuseppe Verdi erinnerte sehr stark die überzeugende Interpretation von Giovanni Bottesinis Gran Duo Concertante für Violine, Kontrabass und Klavier, wo sich die einzelnen Themen kunstvoll ineinander verschränkten. Als zündende Zugabe kam noch der facettenreiche Wiener Marsch „Miniaturen“ von Fritz Kreisler daher. 

 

Alexander Walther

 

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