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LUDWIGSBURG/ Schlossfespiele: MANDELRING-QUARTETT (Debussy, Mendelssohn, Beethoven, Rivier)

28.05.2022 | Konzert/Liederabende

Das Mandelring Quartett gastierte im Ordenssaal des Residenzschlosses bei den Schlossfestspielen am 27.5.2022/LUDWIGSBURG

Mit glühender Emphase

Seit fast 40 Jahren besteht nun schon das Mandelring Quartett mit Sebastian Schmidt (Violine), Nanette Schmidt (Violine), Andreas Willwohl (Viola) und Bernhard Schmidt (Violincello). „A la carte“ wurde diesmal das Programm präsentiert – und das Publikum durfte aus einem großen Repertoire die gewünschten  Werke auswählen.

Eine feingliedrige Wiedergabe bot das Ensemble beim Streichquartett g-Moll op. 10 von Claude Debussy. Das Hauptthema des Kopfsatzes entwickelte sich hier konsequent aus einer Keimzelle mit Tremolo-Charakter. Der erste Satz überzeugte mit eindringlicher Intensität bezüglich der Sonatensatzform, während das rhythmisch lebhafte Scherzo sehr erfrischend wirkte. Und die Liedform des Andantino bestach mit lyrischem Ausdruck. Leidenschaftlich bewegt wurde zuletzt das Finale als Allegro in Sonatensatzform mit feinen Pizzicati musiziert. Akkorde und Dissonanzen fügten sich zum reizvollen Mosaik zusammen. Großer Klangfarbenreichtum korrespondierte mit außergewöhnlicher Rhythmik und exotischen Klangbildern.  Rasches Figurenwerk und weit ausschwingende Kantilenen dominierten bei der ausgefeilten Interpretation von Felix Mendelssohn Bartholdys Streichquartett Nr. 3 in D-Dur op. 44/1, wo das kontrapunktische Geflecht präzis durchleuchtet wurde. Manches erinnerte auch an die Form des Violinkonzerts, die Mendelssohn hier in eine kammermusikalische Form gegossen hat. Die Durchführung wurde jedenfalls sehr energisch und elektrisierend präsentiert. Auch das pastorale und fast lyrische Thema des Menuetts beeindruckte hier die Zuhörer. Terzen und Sexten wurden ausgesprochen markant zum Leben erweckt.  Die zweite Violine triumphierte dann beim abschließenden Andante-espressivo-Satz mit eindringlicher und glühender Emphase.

Zum Abschluss fesselte dann noch die überaus furiose Wiedergabe des Streichquartetts C-Dur op. 59/3 von Ludwig van Beethoven, dessen letzter Satz als Erkennungsmelodie des „Literarischen Quartetts“ im ZDF sehr bekannt wurde. Energisch spielten die Musiker den ersten Sonatensatz, dessen kunstvolle motivische Arbeit nur so hervorsprudelte. Harmonisch äusserst kühne Passagen wechselten sich mit rhythmisch fesselnden Sequenzen bei der Durchführung ab. Das Intervall der kleinen Sekunde stach facettenreich hervor. Eine sanft wiegende Dreierbewegung beherrschte das Andante, dessen lichtes C-Dur beim zweiten Thema die Zuhörer unmittelbar ergriff. Das Traumgebilde schien Ostinato-Charakter zu besitzen. Im Menuett überzeugte der dynamische Feinschliff, während das tänzerische Temperament des F-Dur-Trios die Zuhörer fesselte. Und die Coda gewann fast sphärenhaften Zauber. Die Bratsche entfesselte zuletzt in grandioser Weise das Hauptthema des Finales, dessen polyphone und homophone Passagen nahtlos ineinander übergingen. Mit unglaublicher Bewegungsenergie und strettahafter Rasanz kam es zu einer wahrhaft überwältigenden Schlusssteigerung. 
Als Zugabe musizierte das Mandelring Quartett noch den zweiten Satz aus dem ersten Streichquartett von Jean Rivier mit akustisch aufwühlenden Akkordblöcken, melodischen Aufschwüngen und schroffen Klangkontrasten. Begeisterter Schlussapplaus. 

Alexander Walther

 

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