Quatuor Ebene am 13.6.2024 im Ordenssaal des Residenzschlosses bei den Schlossfestspielen/LUDWIGSBURG
Improvisation zwischen Jazz und Klassik
Quatuor Ebene. Copyright: Reiner Pfisterer
Seit über 20 Jahren feiert das Ensemble Quatuor Ebene mit Pierre Colombet (Violine), Gabriel Le Magadure (Violine), Marie Chilemme (Viola) und Yuya Okamoto (Violoncello) sowie Xavier Tribolet (Live-Elektronik) mit Improvisationen von Jazz-Standards und Pop-Songs Erfolge. Gastspiele bei den Salzburger Festspielen und in der Berliner Philharmonie folgten. Zu Rhythmen und Harmonien schwingen Stimmbänder mit. Jazz und Klassik werden miteinander verbunden. Unter anderem erklang „VII. In Paradisum“ aus dem Requiem op. 48 von Gabriel Faure. Der auf den Kirchentonarten basierende polyphone Chorsatz schimmerte in dieser kunstvollen Bearbeitung in geheimnisvoller Weise durch. Elektronik und Musik stachen bei Raymond Scotts klanglich reizvollen Kompositionen „Nightfall – Venice“, „Twilight in Turkey“ und „Powerhouse“ durch. Scotts einfallsreiche Musik kennt man aus „Bugs Bunny“-Filmen und der „Looney-Tunes-Reihe“. „Evidence“ von Thelonious Monk bestach durch die facettenreiche Akzentuierung von perkussiven und synkopischen Elementen. Die Verfremdung von Standardkompositionen wirkte hier immer wieder reizvoll. Einen interessanten Kontrapunkt setzte dann „XV. Le baiser de l’Enfant-Jesus“ aus „Vingt Regards sur l’Enfant-Jesus“ von Olivier Messiaen. Ostinate Schichtungen nicht umkehrbarer Rhythmen, Melodiebildungen nach Vorbildern des Gregorianischen Chorals sowie die Verdichtung der musikalischen Struktur bis hin zur Undurchhörbarkeit machten sich bei dieser überaus konzentrierten Wiedergabe bemerkbar. Von der amerikanischen Jazz-Fusion-Band Weather Report erklangen die beiden erfrischend musizierten Stücke „Elegant People“ und „Young and Fine“. Akustische und elektronische Welten verbanden sich dabei zu einer suggestiven Klangsprache. Dynamische Kontraste wurden auch bei den hervorragend arrangierten Stücken von Xavier Tribolet bis in kleinste Fasern ausgereizt. So rissen die Stücke „Clix & Botanix“, „L’air de l’autoroute“, „Elucubration“ und „Au-dela des Pyrennees“ das Publikum ganz unmitelbar mit. In „Clix & Botanix“ verlor sogar ein Metronom seinen Verstand – und die wellenförmige Fahrt mit Pizzicato der „L’air de l’autoroute“ konnte man ebenfalls nicht vergessen. Dynamischer Wille dominierte ferner bei Duke Ellingtons Nummer „African“. „Fratres“ von Arvo Pärt setzte einen meditativen Schlusspunkt. Die Klangflächen besaßen hier eine enorme Intensität.
Begeisterter Schlussapplaus.
Alexander Walther