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LUDWIGSBURG/Forum Schlosspark: DIE WALKÜRE – konzertant. Gastspiel Theater Chemnitz

Die Walküre in Perfektion

02.03.2019 | Oper

Bildergebnis für die walküre
Der Walkürenritt. Gemälde (Ausschnitt) von Johan Gustaf Sandberg

01.03.2019, Ludwigsburg, Forum am Schlosspark, Die Walküre – konzertant
Gastspiel des Theaters Chemnitz

Die Walküre in Perfektion

Konzertante Opernaufführungen haben ihren eigenen Charme, schließlich kann man sich als Zuschauer voll und ganz der Musik widmen und die Arbeit der Musiker ungehindert mitverfolgen. An diesem großartigen Opernabend im gut gefüllten Forum am Schlosspark Ludwigsburg mit dem Gastspiel des Theaters Chemnitz wurde dies in bester Manier unter Beweis gestellt. Das herrlich aufspielende Orchester, zusammen mit einer internationalen und Wagner-erfahrenen Sängerriege, bot eine eindrückliche Aufführung der Walküre.

Dies war schon beim Vorspiel zum ersten Akt zu spüren, als die Musiker der Robert-Schumann-Philharmonie – unablässig angetrieben von ihrem Generalmusikdirektor Guillermo García Calvo– die Flucht Siegmunds darstellten. Man sah Siegmund förmlich vor dem geistigen Auge im Sturm vor seinen Feinden fliehen, so peitschend schossen die Bass-Quintolen darnieder. Unter der konzentrierten und umsichtigen Leitung konnte sich ein Klangkörper entfalten, der lyrisch in den leisen Momenten und auftrumpfend in den Tuttistellen spielte. Herausragend markant waren die Blechbläser (mit minimalen Abstrichen in der Präzision bei den Posaunen). Getragen wurden sie von der großen, ausdifferenziert spielenden Streicherbesetzung. Die Holzbläser hatten da bei den großen, symphonischen Teilen ihre Mühe mitzuhalten, glänzten dafür umso mehr, wenn man sie vernahm. Insgesamt war es eine außerordentliche Freude, dem Orchester bei dieser Meisterleistung zuzusehen und zuzuhören.

Nicht minder trugen die Sänger zum großen Erfolg des Abends bei. Klaus Florian Vogt als Star der Besetzung, fand nach einigen Momenten der Adaption an die schwierige Akustik voll in seinen Siegmund. Er zeichnete die Rolle berührend und zupackend zugleich und unterstrich glanzvoll seinen internationalen Stellenwert. Zusammen mit Astrid Kessler war es ein – auch optisch – ideales Geschwisterpaar. Sie sang die Sieglinde leidenschaftlich, als sei die Partie für sie komponiert. In der Höhe kräftig und ausdauernd, lyrisch und warm in der Mittellage und fundiert gestützt. Der Höhepunkt der Partie „O hehrestes Wunder“ ist atemberaubend. Magnus Piontek verkörperte Hunding als markigen Bösewicht und stellte dessen finstre Verachtung und Böswilligkeit klar heraus. Besonders eindringlich gelang ihm die Stelle „harre mein‘ zur Ruh“ – verstärkt von einer schier endlosen Generalpause des Orchesters – Gänsehaut.

Die Entdeckung des Abends war für den Rezensenten der griechische Bariton Aris Argiris, der die Rolle des Göttervaters par excellence darstellte. Vor allem im Gedächtnis bleibt der Wotan-Monolog als hochkonzentriert dargebotene Erzählung; das Publikum hing geradezu an seinen Lippen. Scheinbar mühelos gelang ihm eine differenzierte Rollengestaltung, mal kraftvoll und forsch, mal nachdenklich und zaudernd, mal überrumpelt und unterdrückt von Fricka. Dazu setzte er sein Stimmmaterial klug ein. Monika Bohinec setzte Akzente in ihrem kurzen Auftritt als Göttergattin Fricka mit mahnend dunklem Timbre. In der Höhe mitunter etwas forciert, setzte sie sich gegen Wotan als verärgerte und betrogene Ehefrau durch. Erwartet erfreulich sang Catherine Foster die Brünnhilde unermüdlich und beeindruckend. In der konzertanten Aufführung gab sie minenreich der Göttertochter Charakter. Dabei hatte sie ihre in allen Lagen tolle Stimme auf die feinste Nuance kontrolliert und bewies, dass sie als eine der besten Interpretin der Rolle gilt.

Gewaltig war der Auftritt der acht Walküren, alle in rot gewandet (Daniela Köhler, Caroline Wenborne, Magdalena Hinterdobler, Sylvia Rena Ziegler, Franziska Krötenheerdt, Diana Selma Krauss, Nathalie Senf, Sophia Maeno). Ihre Stimmen klangen ausgewogen im Oktett, auch einzeln überzeugte jede der Damen auf ihre eigene Art.

Das Publikum, das bereits mit Applaus nach den Akten nicht geizte, verharrte nach Verklingen des Feuerzaubers für einige Sekunden in absoluter Stille – um dann umso stürmischer den Künstlern zu danken. Langanhaltende Ovationen und Bravi für alle Beteiligten.

Fabian Kropf

 

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