Ballettgala 2018 der Tanzstiftung Birgit Keil am 11.11.2018 im Forum am Schlosspark Ludwigsburg
EINE BEISPIELHAFTE FÖRDERUNG
Weit über hundert Tänzerinnen und Tänzer hat die ehemalige Stuttgarter Starballerina Birgit Keil mit ihren wichtigen Stipendien gefördert. Als Ballettdirektorin, Akademieleiterin, Pädagogin und begehrtes Jury-Mitglied führt sie das große Erbe von John Cranko in beispielhafter Weise fort. Davon konnte man sich bei der überaus faszinierenden Ballettgala im Forum am Schlosspark überzeugen.
Gleich zu Beginn gefielen Saki Tanaka und Kristina Pokorny bei „Soiree musicale“ in der subtilen Choreografie von Sir Kenneth McMillan und mit der Musik von Benjamin Britten nach der ersten Suite von Gioacchino Rossini. Strenge neobarocke Formen und Crescendo-Steigerungen sowie reizvolle chromatische Figurationen wurden hier konsequent umgesetzt. Catherine Franco und Denis Piza vom Staatsballett Hannover gestalteten zum harmonisch schlichten zweiten Satz aus Franz Schuberts Klaviersonate Nr. 20 in A-Dur eine eindringliche Performance mit leisen Zwischentönen. Lisa Pavlov und Timoteo Mock vom Staatsballett Karlsruhe belebten in der suggestiven Choreografie von John Cranko zu Edvard Griegs Suite „Aus Holbergs Zeit“ die scharf betonten Tanzrhythmen mit der herben Melodik in wunderbarer Weise.
Als Uraufführung begeisterte „Uni Text“ mit der fetzigen Musik von Alva Noto und Uni Text in der rasanten Choreografie von Young Soon Hue. Da liefen alle Energieströme facettenreich zusammen. „Agiro – My Love“ faszinierte mit Blythe Newman und Zhi le Xu vom Staatsballett Karlsruhe beim überaus einfühlsam getanzten zweiten Satz aus Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzert Nr. 21 in C-Dur. Die wunderbar gewölbte Melodie wurde hier in der Choreografie von Bledi Beijleri tänzerisch wirklich kongenial umgesetzt. Das „Lacrimosa“ aus Wolfgang Amadeus Mozarts „Requiem“ in d-Moll überzeugte in der strengen Choreografie von Gyula Pandi mit Marian Walter vom Staatsballett Berlin aufgrund einer gewissen „Zauberflöten“-Nähe. „Love Fear Loss“ mit Angela Yoffe (Klavier) riss das Publikum in der Choreografie von Ricardo Amarante mit Tatyana Ten und Kazbek Akhmedyarov vom Astana Ballett mit wildem tänzerischen Feuer und Furor mit. Nicht weniger bewegend gestalteten Alena Shkatula und Evgeni Grib vom Estnischen Nationalballett in der Choreografie von Evgeni Grib „This Bitter Earth“ (Musik: Dinah Washington und Max Richter). Rafaelle Queiroz und Admill Kuyler vom Staatsballett Karlsruhe interpretierten den zweiten Satz aus Dmitrij Schostakowitschs zweitem Klavierkonzert, wo die Spuren französisch-klassizistischer Vorbilder beschworen wurden. Majestätisch wirkte „Desiderium“ mit dem zweiten Satz aus Ludwig van Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 in Es-Dur in der Choreografie von Thiago Bordin mit Blythe Newman und Pablo Octavio vom Staatsballett Karlsruhe. Es waren stimmungsvolle Meditationen, die hier tänzerisch wirkungsvoll beschworen wurden. „Der Sünder“ mit der nuancenreichen Musik von Nina Simone und Sinnerman (Choreografie: Guilherme Carola) zeigte Carolina Martins und Joao Miranda vom Staatsballett Karlsruhe ebenfalls auf der Höhe ihrer Kunst. Einen beispielhaften Pas de deux aus dem zweiten Akt boten Rafaelle Queiroz und Thiago Bordin vom Staatsballett Karlsruhe bei Peter Tschaikowskis „Schwanensee“. Atemlos und ausdrucksstark kam „Intimate Distance“ mit der Musik von Otto Bubenicek („Hate 2 Love“) und in der Choreografie von Jiri Bubenicek daher. Veronika Kornova und Dmitry Semionov begeisterten dabei als internationale Gastsolisten. Der einfühlsame Pas de deux aus „Proust ou Les Intermittences du Coeur“ mit der impressionistischen Musik von Gabriel Faure (Elegie op. 74 für Violoncello und Orchester) in der Choreografie von Roland Petit mit Marian Walter und Rainer Krenstetter vom Staatballett Berlin und dem Miami City Ballett beeindruckte das Publikum ebenso aufgrund der bewegungstechnischen Vielgestaltigkeit, mit der die Künstler hier agierten. Als Uraufführung wurde „Echo und Narziss“ mit der Musik von Maurice Ravels Adagio-assai-Satz aus dem Klavierkonzert in G-Dur mit Silvia Azzoni und Alexandre Riabko vom Hamburg Ballett (Choreografie: Thiago Bordin) präsentiert. Arabesken und Kaskaden erfuhren hier durch die beiden bestens aufeinander abgestimmten Tänzer eine beispielhafte Umsetzung. Die erlesene Melodie konnte sich bestens entfalten. Grandios war der Abschluss mit dem rasanten dritten Satz aus Sergej Rachmaninoffs zweitem Klavierkonzert in c-Moll op. 18, wo die Komapnie des Staatsballetts Karlsruhe ganz aus sich herausging (Choreografie: Jonathan dos Santos). Rhythmische Energien mit blendender Kraft feierten hier Triumphe.
Alexander Walther