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LUDWIGSBURG Forum Schlosspark, MOZARTEUM-ORCHESTER SALZBURG/ Riccardo Minasi, Rafal Blechacz

Graziös und robust zugleich

05.04.2019 | Konzert/Liederabende

Pianist Rafal Blechacz und das Mozarteumorchester Salzburg am 4. April 2019 im Forum am Schlosspark/LUDWIGSBURG

GRAZIÖS UND ROBUST ZUGLEICH

 Unter der energisch-temperamentvollen Leitung des italienischen Dirigenten Riccardo Minasi zeigte sich das vorzügliche Mozarteumorchester Salzburg gleich bei der recht wenig gespielten Ouvertüre „im italienischen Stile“ C-Dur D 591 von Franz Schubert in bestem Licht. Der Einfluss Rossinis war hier bei knisternden Rhythmen und feurigen chromatischen Aufgängen nicht zu überhören. Ein seliges und geradezu sphärenhaftes Schweben machte sich so im Orchester breit. Der junge polnische Pianist Rafal Blechacz interpretierte anschließend zusammen mit dem durchsichtig musizierenden Mozarteumorchester Salzburg unter Riccardo Minasi das Klavierkonzert Nr. 2 in f-Moll op. 21 von Frederic Chopin. Das Maestoso überzeugte hier als Sonatensatz ohne Coda. Der Pianist schöpfte das reich strömende melodische Material hervorragend aus, Kraft und Schönheit der Harmonik strahlten hell und klar hervor. Als intimes und großartiges Nocturne gefiel dann der zweite Satz Satz Larghetto. Scheu, verhalten und dennoch schwärmerisch traf Rafal Blechacz hier jeden Ton. Neben einem verschwiegenden Seelenbekenntnis flammte aber auch eine übermächtige Leidenschaftlichkeit auf. Walzer- und Mazurka-Rhythmen vereinigten sich daraufhin sehr schwungvoll im Finale, das bei dieser ausgezeichneten Interpretation mit Witz und Ironie gleichermaßen aufwartete. Das virtuose Flimmern des Soloparts führte zu einer geradezu ekstatischen Schluss-Steigerung. Schnelle Oktav-, Sext- und Terzakkordgänge, chromatische Läufe, Triller, weite Sprünge und Unisoni wurden zu einem bunten harmonischen Strauss gebündelt. Es folgte noch eine Zugabe von Chopin, die Rafal Blechacz mit sensibler Anschlagstechnik spielte.

Zum Abschluss begeisterte das Mozarteumorchester Salzburg unter der Leitung von Riccardi Minasi das Publikum mit einer überaus rasanten und elektrisierenden Wiedergabe der Sinfonie Nr. 5 in c-Moll op. 67 von Ludwig van Beethoven. Die Reise vom düsteren c-Moll-Beginn bis zum jubilierenden C-Dur-Schluss war wahrhaft überwältigend. Die Musik kam hier mit der unmittelbaren Gewalt eines Naturereignisses daher. Das hohe Ethos der Tonsymbole feierte unter der Leitung des italienischen Feuerkopfs Riccardo Minasi so wahre Triumphe der Ausdruckskraft. Und die Sinnfälligkeit der einzelnen Themen kam nicht zu kurz. Das Schicksal klopfte übermächtig an die Pforten, ließ kaum Luft zum Atmen. Dominierend beherrschte das zum Motiv verkürzte Thema den ersten Satz. Und die Violinen fingen den schroffen Hornruf in mitreissender Weise auf. In Flöten und Klarinetten antwortete das Echo. Bis zum Schluss behauptete sich das Kopfmotiv mit elementarem Rhythmus. Im zweiten Satz machte sich das ausdrucksvolle Gesangsthema in beglückender Weise breit. Die Variationen des Andante con moto konnten sich so bestens entfalten. Im Bass klang der schicksalhafte Viererrhythmus nach, Hörner und Trompeten reagierten mit starker Stoßkraft. So bekam das Motiv eine energische Richtung nach oben. Auch die wuchtige Scherzo-Form des dritten Satzes kam bei dieser Wiedergabe nicht zu kurz. Die drängend aufsteigenden Dreiklangstöne im Bass erinnerten hier an Mozarts g-Moll-Symphonie. Die Hörner erweckten in schneidender Schärfe den schicksalhaften Viererrhythmus. Im Fugato-Stil leuchtete auch grell die Dur-Episode auf. Und die Spannung verdichtete sich ungemein im gedämpften Rhythmus. Das markante Thema in den Hörnern unterstrich die Dur-Ekstase hier in grandioser Weise. Nach der dritten Fanfare schwoll der Jubel immer machtvoller an. Das Fagott-Thema wurde von den Hörnern facettenreich abgelöst. Und so löste sich alles in beflügelnder Seligkeit auf. Als Zugabe überzeugte das Mozarteumorchester Salzburg noch mit dem atemlos musizierten Finale aus der Sinfonie Nr. 35 in D-Dur, der „Haffner-Sinfonie“, von Wolfgang Amadeus Mozart. Das lustige Rondothema erinnerte nicht nur an den Osmin aus Mozarts „Entführung aus dem Serail“ – und die Präsenz der Pauken war markant. Begeisterter Schlussapplaus.

Alexander Walther     

 

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