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LUDWIGSBURG/ Forum Schlosspark: ACADEMY OF ST. MARTIN IN THE FIELDS mit Julia Fischer

07.02.2016 | Konzert/Liederabende

LUDWIGSBURG/ Forum Schlosspark: Academy of St. Martin in the Fields mit Julia Fischer im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

INTERMEZZO MIT VOLLBLUTMUSIKERN

Academy of St. Martin in the Fields mit Julia Fischer am 6. 2. 2016 im Forum am Schlosspark/LUDWIGSBURG

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Julia Fischer. Copyright: Felix Broede

Als Frucht einer Künstlerfreundschaft ist das wertvolle Konzert für Violine und Orchester des Russen Andrej Rubtsov zu betrachten, das er für die deutsch-slowakische Geigerin Julia Fischer geschrieben hat. Sie begegnete Rubtsov im Jahr 2000 als Oboist. Die Idee zu diesem Konzert wurde inspiriert von einem gemeinsamen Auftritt mit einem Bach-Konzert. Tremolo-, Pizzicato- und Martellato-Passagen sind hier stark ausgeprägt. Aufregende Klangkontraste und dynamische Finessen werden von rasanten und atemlosen Rhythmen begleitet, die Julia Fischer auf ihrer Violine expressiv auskostete. Nähe und Distanz vermitteln hier vor allem die chromatischen Passagen, deren unheimliche Präsenz sich immer mehr zuspitzt. Anziehung und Abstoßung kennzeichnen das Spannungsverhältnis zwischen Solopart und Streichorchester. Elektrisierende Funken vermochte Julia Fischer im Forum immer wieder mühelos zu erzeugen. Konzertante Elemente werden bei dieser hervorragenden Komposition brillant hervorgehoben. In dem viersätzigen Werk stechen die virtuosen Passagen deutlich hervor. Klassisch-romantisch und traditionell hat Andrej Rubtsov dieses Werk konzipiert. Die Academy of St. Martin in the Fields interpretierte anschließend die im Jahre 1878 entstandene Serenade in C-Dur op. 48 von Peter Tschaikowsky, wo insbesondere der erste Satz in Sonatinenform und der dritte Satz „Elegie“ sehr klangfarbenreich und trotzdem harmonisch durchsichtig hervorragten. Der luftige Walzer des zweiten Satzes besaß geradezu sphärenhaften Schwung. Und die temperamentvollen Variationen über ein russisches Volkslied im Finale beeindruckten die Zuhörer ungemein. Die Einflüsse Händels und Mozarts waren bei dieser hoch konzentrierten Wiedergabe deutlich herauszuhören.

Zahlreiche spieltechnische Kniffe meisterten die famose Geigerin Julia Fischer und die begnadete russische Pianistin Yulianna Avdeeva bei Felix Mendelssohn Bartholdys Konzert für Violine, Klavier und Streichorchester d-Moll. Insbesondere die Schluss-Coda imponierte hier durch atemberaubende Präsenz. Formale Ausgewogenheit korrespondierte mit immer duftiger und farbiger klingendem Rankenwerk. Arpeggien perlten im teilweise wuchtigen Klaviersatz nur so hervor. Auch die melodischen Entwicklungen wurden von beiden Solistinnen in ausgezeichneter Weise verdeutlicht.

Die Academy of St. Martin in the Fields begleitete diese beiden Vollblutmusikerinnen, die sich fabelhaft ergänzten. So konnte sich der „Allegro“-Kopfsatz immer energischer entfalten. Und die Suche nach den frei verlaufenden Themen gestaltete sich hier äusserst aufregend. Die Durchführung mit ihren zahlreichen Überraschungen führte dann zu einem regelrechten Duett-Feuerwerk zwischen Julia Fischer und Yulianna Avdeeva. Kadenzartige Passagen berührten die Zuhörer aufgrund ihrer enormen Intensität. Das Duett im „Adagio“ berührte wiederum aufgrund des zart-leuchtenden Zwiegesprächs der beiden Solistinnen, die spieltechnisch großes Einfühlungsvermögen bewiesen. Ein bemerkenswerter Pianissimo-Ausklang leitete zum Finale mit feurigen „alla turca“-Momenten über, wo die beiden Solistinnen ihre großen Anschlagskünste zwischen „dolce“ und „piu lento“-Passagen unter Beweis stellen konnten. Als Zugabe war noch das melancholisch-stürmische Scherzo aus der F-A-E-Sonate von Johannes Brahms zu hören, wo der kontrapunktische Reichtum beim Duo Fischer/Avdeeva die Zuhörer restlos begeisterte. 

Alexander Walther

 

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