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LOST RIVER

28.05.2015 | FILM/TV, KRITIKEN

FilmPlakat Lost River~1

Ab 29. Mai 2015 in den österreichischen Kinos
LOST RIVER
USA / 2014
Regie: Ryan Gosling
Mit: Christina Hendricks, Iain De Caestecker, Saoirse Ronan, Eva Mendes u.a.

Nicht jedes Regiedebut wird in Cannes präsentiert, aber der 35jährige Ryan Gosling ist schließlich nicht niemand, sondern einer von Hollywoods führenden jungen Darstellern – gut aussehend, ungemein vielseitig, aber offenbar mit hohen Ambitionen darüber hinaus. Denn er hat seinen ersten Film als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent vorgelegt – gerade, dass er nicht selbst darin spielte.

Nicht jeder Film erntet in Cannes so vehemente Pfiffe und Ablehnung und solche Vernichtung in der Presse wie Goslings „Lost River“. Allerdings, um die Wahrheit zu sagen, nicht zu Unrecht. Denn da hat sich ein sehr begabter Schauspieler aus falschem Ehrgeiz total vergaloppiert…

Wenn hier zu Beginn eine verlorene Welt in irgendeiner US-Kleinstadt, wieder einmal im Nirgendwo, gemalt wird und eine auf sich gestellte Mutter von zwei Söhnen bei der Bank dringend um Geld bittet, dann meint man, Gosling habe für sein Regiedebut eine Geschichte aus Amerikas tristem Alltag erzählen wollen. Das Sozialdrama wäre zwar ein wenig abgegriffen, aber als Thema natürlich möglich und verständlich.

Doch schnell stellt sich heraus, dass er einen Kunstfilm im Sinn hatte, mit verklausulierten Bildern und einer nicht auszulösenden Handlung, der man kaum folgen kann. Man driftet mit der Heldin Billy (Christina Hendricks) in eine seltsame Halbwelt ab, wo sie Gosling-Gefährtin im Leben, Eva Mendes, als undurchsichtiger „Managerin“ begegnet und zur Belustigung der Kunden nicht zu Sex, sondern zu Selbstverstümmelung angehalten wird: Ihr zuzusehen, wie sie sich das Gesicht zerschneidet, ist ein höchst spekuliertes, ungutes Ereignis.

Man versteht nicht ganz, was ihr Sohn Bones (Iain De Caestecker) und seine Freundin Rat (Saiorse Ronan) vor haben, bloß, dass sie irgendwelchen Kriminellen in den Weg kommen. Im Endeffekt kann man, und wenn man noch so aufmerksam zugesehen hat, einfach nicht sagen, was da auf der Leinwand abgelaufen ist…

Gosling geht zweifellos absichtlich nicht sehr rücksichtsvoll mit dem Publikum um, im Gegenteil, der (angeberische) Kunstfilm drängt sich immer in den Vordergrund. Die Kritiker haben auch als Vorbilder für seine Ideenwelt und Formensprache David Lynch oder David Cronenberg zitiert hat, aber nur mit dem Ergebnis, dass er ihnen nicht einmal in die Nähe kommt.

Mit Null-Erfolg immer nach „Kunst“ zu blinzeln – nun, wenn der Kritiker es schon über sich ergehen lassen musste, dann darf er wenigstens andere davor warnen, damit ihre Zeit zu verschwenden. Und Gosling möchte man raten: Mit guten Drehbüchern und für gute Regisseure wieder selbst vor die Kamera zu gehen, dann ist ihm der Erfolg sicher.

Renate Wagner

 

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