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LONDON/ Wien/Covent Garden Opera/ „ROH imKino“: LA BOHEME

30.01.2020 | Oper

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LA BOHEME – Covent Garden Opera, London (Kino), 29. Jänner 2020

(Heinrich Schramm-Schiessl)

In der Covent Garden Opera in London läuft derzeit eine Aufführungsserie von Puccinis „La Boheme“ und wurde diese Vorstellung wieder weltweit in die Kinos übertragen.

Es handelt sich um die Wiederaufnahme einer Inszenierung von Richard Jones, die von Julia Burbach neu einstudiert wurde. Man muss mit dieser Inszenierung sehr zufrieden sein, denn sie ist sehr nah am Libretto. Sie spielt in der angegebenen Zeit und am angegebenen Ort.Auf Verdoppelungen, Brechungen, Videos und sonstige Mäzchen des sogenannten Regietheaters wird komplett verzichtet was durchaus wohltuend war. Die Ausstattung von Stewart Laing ist stimmig, nur in der Mansarde hat man die Kargheit etwas übertrieben, denn es gab nicht einmal ein Lotterbett und Mimi musste am Boden liegend sterben. Als Wiener vermisst man natürlich schon die besondere Atmosphäre der Zeffirelli-Inszenierung.

Musikalisch konnte man mit der Aufführung zufrieden sein. Herausragend aus einem soliden Sängerensemble war Sonya Yoncheva als Mimi. Ihre Stimme klingt in allen Lagen wunderbar und sie versteht es, alle Gefühlerbenen dieser Figur zum klingen zu bringen. Auch darstellerisch konnte sie sehr überzeugen. Charles Castronovo (Rodolfo) verfügt über einen durchaus wohlklingenden, schon heldisch timbrierten Tenor, der allerdings etwas stumpf wirkt. Es fehlt jegliche Strahlkraft, insbesonders in der Höhe, wo die Stimme etwas eng wird. Darstellerisch war er bemüht, ohne restlos zu überzeugen. Andrzej Filonczyk lässt als Marcello einen interessanten Bariton hören, der Hoffnung für die Zukiunft macht. Darstellerisch wirkt er sehr engagiert. Den Colline sang „unser“ Peter Kellner und bot eine ordentlioche Leistung. Bei der Mantelarie hätte man sich etwas mehr Gefühl gewünscht. Darstellerisch blieb er leider etwas blass. Das kann  man von Gyula Nagy als Schaunard nicht behaupten. Er war von den vier Freunden der lebendigste und sang auch sehr ansprechend. Anstelle der erkrankten Aida Garifullina sang Simona Mihai die Musetta und war zufriedenstellend, wobei sie allerdings im 4. Akt kaum zu rühren vermochte.

Der von William Spaulding einstudierte Chor sang ordentlich.

Emmanuel Villaume dirigierte das gut spielende Orchester solide ohne echte Höhepunkte zu setzen. Leider blieben die Stellen, an denen es einem sonst die Kehle zuschnürt oder das Wasser in die Augen treibt, diesmal wirkungslos.

Dem Publikum in London scheints gut gefallen zu haben, denn es gab viel Jubel. Der Saal in der Millenium-Kinowelt war eher schütter besetzt. Hier fehlten diesmal offensichtlich die Interpretennamen, die einen über die eingefleischten Opernfans hinausgehenden Publikumskreis ansprechen.

Heinrich Schramm-Schiessl

 

 

 

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