Linz:„Der Mann hinter dem Monokel“ – Richard Tauber zum 70. Todestag
Eine Veranstaltung der Freunde des LinzerMusiktheaters im Orchestersaal des Musiktheaters, 08. 01.2018
Am 8.1. vor 70 Jahren schloß der Sänger, Dirigent und Komponist, der am 16. Mai 1891 in Linz geboren worden war, im Londoner Exil die Augen für immer. Die „Freunde des Linzer Musiktheaters“, deren Beharrlichkeit wir nicht nur das großartige Haus verdanken, sondern die sich auch dem Andenken Richard Taubers widmen, haben zu diesem Anlaß in Zusammenarbeit mit Opern-Chefdramaturg Christoph Blitt einen Erinnerungsabend organisiert. Präsident Peter Rieder konnte im ausverkauften Saal 200 Interessierte begrüßen.
Angelpunkt war die Präsentation eines kürzlich bei der Bibliothek der Provinzerschienenen Buches über den Monokelträger, „Tauber, mein Tauber“, für das die Autorin und ORF-Literaturredakteurin Heide Stockinger sowieder Publizist und ehemalige Dramaturg der Lehár-Festivals Kai-Uwe Garrels umfassendes Material zusammengetragen haben. Die beiden haben auch, wenig überraschend in geschickt eingerichteter Dramaturgie, aus dem Buch gelesen.
Natürlich gab es den extrem vielseitigen Sänger auch persönlich, in Ton und Bild sowie, zusammen mit Lotte Lehmann, mit Korngolds „Glück, das mir verblieb“ von einer Schellackplatte (Odeon, vom November 1929) – obwohl nur auf einem kleinen Koffergrammophon gespielt, durchaus saalfüllend. Franz Lehárs Lieblingsoperette soll „Friedrike“ gewesen sein, auch wenn ein Rezensent der Uraufführung über die Profanisierung Goethes geschäumt hat; der Name des Kritikers: Erich Kästner. Dafür würden heute die Librettisten von „Paganini“, Knepler und Jenbach, für „Gern hab ich die Frau’ngeküßt“ in die Watschenmaschine von #metoo geraten.
Zwei junge Kräfte des Musiktheaters, Ilja Staple vom Opernstudio und Mathias Frey, gaben Stücke aus Taubers eigenemOeuvre zum besten – „Du bist die Welt für mich“ und „Sagen Dir nicht meine Augen“ aus „Der singende Traum“ sowie „My Heart and I“ aus dem Musical „Old Chelsea“, unterstützt von der Dirigentin und Korrepetitorin Katharina Müller am Flügel: saubere, stilsichere Darbietungen vorzüglicher Stimmen. Als Draufgabe gab es noch eins der klassischen ‚Tauber-Lieder‘ Lehárs, „Oh Mädchen, mein Mädchen“, von Herrn Frey mit Lust und Verve dargeboten; Kästner wird’s den Linzern verzeihen.
Zusammen und auf Tempo gehalten wurde der Abend von einem wahren Naturtalent als Moderator, Herrn Florian Eschelmüller, gewesener Florianer Sängerknabe und aktuell Student der Musikerziehung und Geschichtswissenschaften. Dieser hatte, trotz seiner nur 20 Lebensjahre, mit feinem Humor, fulminanter Rhetorik und beeindruckender Sachkenntnis(= sorgfältigster Vorbereitung, einschließlich einer köstliche Vignette von Leo Slezak) Publikum und Zeit perfekt im Griff.
Petra und Helmut Huber