Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

LINZ/ Musiktheater: LA DAMNATION DE FAUST von Hector Berlioz. Derniere

Komponist Hector Berlioz hoch im Kurs

25.04.2018 | Oper


Eine der vielen Chorszenen in der Oper. Foto: Reinhard Winkler
 
„La damnation de Faust“ im Musiktheater Linz (letzte Vorstellung: 24. 4. 2018)

Lange Zeit wurde der französische Komponist Hector Berlioz (1803 – 1869) außerhalb Frankreichs nur selten gespielt, zurzeit steht er allerdings hoch im Kurs. Seine Dramatische Legende in vier Teilen „La Damnation de Faust“, die am Musiktheater Linz als Koproduktion mit der Opéra de Lyon am 6. Februar 2018 Premiere  hatte, steht derzeit in mehreren Opernhäusern Europas auf dem Programm. Seine Symphonie fantastique wurde zu den Osterfestspielen in Salzburg gespielt und sein großartiges symphonisches Werk Roméo et Juliette als Ballettproduktion an der Wiener Volksoper dargebracht.

Das Libretto der Oper La Damnation de Faust, deren Uraufführung im Jahr 1846 in Paris stattfand, stammt vom Komponisten und von Almire Gandonnière nach Goethes Faust. In Linz wurde das Werk, das wie eine Chor-Oper wirkt, in französischer Sprache aufgeführt, Textzitate aus Goethes Faust in Deutsch und Englisch gebracht. 

Die Inszenierung des ungarischen Regisseurs David Marton war gewöhnungsbedürftig und wirkte altbacken. Weder bekam das Publikum einen Eindruck der ungarischen Puszta noch von Auerbachs Keller in Leipzig (Bühnengestaltung: Christian Friedländer), dafür tauchten Erinnerungen an die unseligen Kofferinszenierungen früherer Jahre auf, als plötzlich alle Männer mit Aktentaschen ausgestattet waren. Zur besonderen Stellung des Chors in seiner Inszenierung äußerte sich der Regisseur folgendermaßen: „In der Inszenierung wird die Komposition von Berlioz mit einigen Szenen aus Goethes Faust ergänzt, sowohl für die Solisten als für den Chor. Außerdem gibt es einige Stellen, an denen der Chor mit den Solisten mitsingt. Das ist eine konzeptionelle Idee, die die Bedeutung des Chores als Vertreter der Masse herausheben soll.“

 Dass der Chor in fast jeder Oper die Bevölkerung, also die Masse, repräsentiert, dürfte dem Regisseur offensichtlich bis jetzt entgangen sein. Er hätte sich also die Eingriffe ins Werk sparen können. Für die zeitgemäßen Kostüme zeichnete Pola Kardum verantwortlich, für das Lichtdesign Henning Streck.

Als Faust wirkte der kanadische Tenor Chris Lysack hin und wieder etwas angestrengt, konnte dies aber schauspielerisch gut ausgleichen. Die britische Mezzosopranistin Jessica Eccleston war eine attraktive Marguerite mit angenehm samtener Stimme, die auch in der Darstellung der Rolle überzeugte. Mit starker Bühnenpräsenz wartete der österreichische Bassbariton Michael Wagner als Méphistophélès auf. Mit seiner sonoren Stimme riss er die Handlung – oftmals auf zynische Art und Weise –  immer wieder an sich. Eine beeindruckende Leistung! Ebenfalls überzeugend der Wiener Bass Dominik Nekel in der Rolle des Brandner.  


Auch ein Kinderchor war im Einsatz. Foto: Reinhard Winkler

 Stimmgewaltig, aber auch in einigen Szenen sehr beweglich agierte der Chor und Extrachor des Landestheaters Linz, der sich seiner „Hauptrolle“ in diesem Werk gewiss war. Ebenso stark erwies sich der Kinder- und Jungendchor des Landestheaters, der in Kooperation mit dem Oö. Landesmusikschulwerk mitwirkte. Die Chorleitung hatte Martin Zeller inne.

Unter der Leitung von Markus Poschner, der seit 2017 Chefdirigent des Bruckner-Orchesters Linz ist, wurde die nuancenreiche Partitur des Komponisten zur Freude des Publikums vom Orchester in allen Facetten dargebracht. Das begeisterte Publikum dankte allen Mitwirkenden mit lang anhaltendem Beifall, der für den Chor und das Orchester an Phonstärke deutlich zunahm.

Udo Pacolt

„Was die Welt Im Innersten zusammenhält“ – der Fauststoff ist einer der großen Mythen der Neuzeit. Zwanzig Jahre nach der Veröffentlichung von Goethes Faust stieß Hector Berlioz auf die erste französische Übersetzung jener Universaltragödie, welche ihn nachdrücklich beeindruckte und den großen französischen Sinfoniker der Romantik zur Komposition von La Damnation de Faust anregte. Das Werk vereint Stilmittel der Oper mit jenen der Sinfonie und des Oratoriums und macht neben Faust, Mephisto und Margarethe den Chor zum gleichberechtigten Protagonisten des Abends.

 

 

Diese Seite drucken