Musiktheater Linz: „Oper am Klavier IV“ (3. Juli 2024)
„Des Ritters Traum“ von Anton Bruckner
Foto: P.&.H.Huber
Am 3. Juli 2024 fand in der BlackBox (Tribüne) des Linzer Musiktheaters die zweite Vorstellung der Oper „Des Ritters Traum“ statt, die aus Anlass des 200jährigen Jubiläums von Anton Bruckner (geb. am 4. September 1824) im Rahmen der Serie „Oper am Klavier“ Ende Juni uraufgeführt wurde. Obwohl Bruckner nie eine Oper verfasst hatte, wurde dieses Werk ihm zugeschrieben.
Christoph Blitt, der Moderator der Opernserie, erläuterte in seiner Einleitung die Gründe hierfür und interviewte dazu den österreichischen Musiker Norbert Trawöger, den künstlerischen Leiter des Bruckner-Orchesters Linz. Er zeigte sich begeistert von der Idee, Anton Bruckner auf diese Art und Weise zu ehren. Christoph Blitt berichtete über die näheren Umstände dieser „Erfindung“ der romantischen Oper aus dem Mittelalter, wie sie Bruckner lieben würde – mit wackeren Rittern, den edlen Jungfrauen und ein wenig Horror. Nach diesem sehr interessanten Gespräch gab der Moderator nähere Einzelheiten über den Inhalt der Oper, die nach der Musik aus den Instrumental- und Vokalkompositionen Bruckners entstanden ist.
Der Inhalt der von Christoph Blitt erfundenen Oper kurz zusammengefasst: Die im Mittelalter spielende Handlung erzählt vom wackeren Ritter Medwin und seinen Abenteuern, als er nächtens von einer eingekerkerten Jungfrau in weißem Gewand träumt, sich unsterblich in sie verliebt und aufbricht, um die geliebte Unbekannte zu retten, da er in ihr seine ideale Ehefrau gefunden zu haben glaubt. Im Laufe der Handlung geht es auch noch um geheimnisvolle Spukgeschichten.
Die musikalische Leitung der Aufführung hatte der Pianist Benedikt Ofner inne, der vom Klavier aus auf gekonnte Art und Weise agierte. Die erste Arie „Welch ein Traum“ sang der norwegische Tenor Martin Enger Holm als Ritter Medwin von Bormann – mit großer Inbrunst und prächtiger Stimme. Danach kam es zu einem Terzett mit dem Titel „Mein Herr, was nahet da?“, gesungen vom Ritter Medwin mit seinem Diener Wendell Bettelhauser – gesungen vom deutschen Bass Felix Lodel – und der Reichsgräfin Adelaide von Brandau, die von der tschechischen Mezzosopranistin Zuzana Petrasová dargestellt wurde. Sie sang danach die Arie „So geh´, tapfres Recklein“ mit so großer Leidenschaft, dass sie vom Publikum minutenlang Beifall erhielt.
Es folgte eine Szene der Ermengarde von Bliedenthal, der „weißen Frau“, die von der deutschen Sopranistin Saskia Maas dargestellt wurde. Sie sang die Arie „Ach, was gleicht dem Leiden“ mit großer Hingabe – und danach mit dem norwegischen Tenor Martin Enger Holm als Ritter Medwin das Duett „Als du erschienen warst im Traume“ gleichfalls sehr innig! Wieder großer Szenenapplaus des begeisterten Publikums.
Danach sang die deutsche Sopranistin Sophie Bareis als Wirtstochter Franzi das Lied „Die Männer all´“, ehe sie als Mitglied des Quintetts mit Ermengarde, Adelaide, Ritter Medwin und Kern, Edler von Cosmann, gesungen von Felix Lodel, „Wo nur berge ich mich“ zum Besten gab.
Foto: P.&.H.Huber
Am Ende der Opernvorstellung hatte der Pianist Benedikt Ofner mit dem „Marsch in D-Moll“ und der „Lancier-Quadrille Nr. 3 in C-Dur“ noch einen großen Auftritt, ehe zum Schluss ein vierstimmiger gemischter Chor a capella „Das edle Herz – Wär´ im Busen nicht die Flamme“ (Text von Ernst Marinelli) unter der musikalische Leitung des Pianisten folgte. Das begeisterte Publikum dankte ihm und dem Sängerensemble sowie dem Moderator mit minutenlangem Beifall. Es war ein sehr interessanter Abend mit Musik von Anton Bruckner im Linzer Musiktheater!
Udo Pacolt