Der koreanische Bariton Adam Kim (Foto: Linzer Landestheater)
Rarität im Musiktheater Linz: „Dinorah“ von Giacomo Meyerbeer (Premiere: 22. 6. 2019)
Am 22. 6. 2019 fand in der BlackBox-Lounge des Musiktheaters Linz die vierte Vorstellung der in der heurigen Saison wiederaufgenommenen Reihe „Oper am Klavier“ statt. An diesem Abend wurde die Opéra-Comique „Dinorah ou Le pardon de Ploërmel“ (Dinorah oder Die Wallfahrt nach Ploërmel) von Giacomo Meyerbeer in französischer Sprache konzertant aufgeführt.
Wie auch die letzten Male moderierte den Abend der Linzer Dramaturg Christoph Blitt sehr ausführlich, wobei er besonders auf das Leben des Komponisten Giacomo Meyerbeer (1791 – 1864) und dessen großen Erfolge in Paris einging. Durch die Zusammenarbeit mit Eugène Scribe – er schrieb das Libretto für Robert le diable, Les Huguenots, Le prophète und L’Africaine – wurde Meyerbeer nach Auber zum führenden Vertreter der Grand opéra.
Für die Oper Dinorah, deren Uraufführung im Jahr 1859 an der Opéra Comique in Paris stattfand, verfassten den Text Jules Barbier und Michel Carré, aber auch der Komponist selbst. Die Handlung in Kurzfassung: Dinorah, eine Ziegenhirtin, wurde verrückt, als sie von Hoël am Tag ihrer Hochzeit verlassen wurde. Als sie sich beim Hirten Corentin ausruht, kommt auch Hoël, den sie nicht erkennt, und erzählt, dass ihm ein Sturm am Hochzeitstag alles geraubt habe. Als sie nun einen Schatz finden und Dinorah ihren Verstand wiedergewinnt, wandern sie zur Kirche nach Ploërmel, wo ihre Hochzeit stattfinden soll.
An diesem Abend fungierte Christoph Blitt nicht nur als Moderator, sondern war auch für die Ton- und Licht-Animationen zuständig. Da das dreiköpfige Sängerensemble kostümiert auftrat (Kostümberatung: Jan Bammes), könnte man fast von einer halbszenischen Aufführung sprechen, zumal auf der Leinwand hinter den Sängern zweimal auch eine Ziege sichtbar wurde.
In der Titelrolle brillierte die in einem weißen Hochzeitskleid auftretende brasilianische Sopranistin Ornella Di Luca. Sie spielte mimisch und gestenreich die „Entrückte“ und sang exzellent die berühmte Koloraturarie Ombre légère (Schattenarie). Köstlich der deutsche Tenor Hans Schöpflin in der Rolle des ängstlichen Hirten Corentin, der bei jedem Auftritt seine komödiantische Ader unter Beweis stellte. Das Publikum, das ihm jedes Mal Beifall zollte, würde ihn sicherlich gern in einer szenischen Aufführung dieser Oper erleben wollen.
Als Hoël überzeugte der koreanische Bariton Adam Kim durch seine stimmliche Kraft, mit der er die Leidenschaft seiner Rolle gut auszudrücken verstand.
Die musikalische Leitung am Klavier hatte der koreanische Pianist Ki Yong Song inne, der eine große Ruhe ausstrahlte und damit vermutlich ein idealer Begleiter des Sängerensembles war. Nach der Vorstellung minutenlanger Applaus des Publikums für alle Mitwirkenden.
Freunde von Opernraritäten werden auch in der nächsten Spielzeit im Musiktheater Linz auf ihre Kosten kommen. Die Reihe „Oper am Klavier“ wird in der BlackBox-Lounge mit vier fast unbekannten Werken fortgesetzt. Mit der Opéra-comique Pépito will das Linzer Landestheater im Oktober 2019 Jacques Offenbachs 200. Geburtstag feiern. Des weiteren kommen Werke von Franz Liszt, Johann Christoph Kaffka und August Klughardt zur Aufführung.
Udo Pacolt
PS: Eine zweite Vorstellung von Giacomo Meyerbeers Dinorah findet am 3. Juli 2019 statt.