LINZ: L`Orfeo Barockorchester In der Martin-Luther-Kirche Linz, Michi Gaigg (Carl Ditters von Dittersdorf) am 3.11.2025
Wer war Carl Ditters von Dittersdorf ?

L`Orfeo Barockorchester, Michi Gaigg. Foto: L’Orfeo Barockorchester
Das wissen die Besucher des gestrigen Konzertes des L´Orfeo Barockorchesters in der Martin-Luther-Kirche, die zu klein geworden ist, um alle wissbegierigen Musikfreunde aufzunehmen. Groß war dann die Überraschung, was von dem einst beliebtesten deutschen Komponisten seiner Zeit und Musik neben Haydn und Mozart in Einführungen erzählt und gespielt wurde. Ein vier Werke umfassendes Sonderprogramm. Welch ein sensationeller Fund von Michi Gaigg und ihrem forschungsfreudigen Ensemble. Dittersdorf war eine schillernde Künstlerpersönlichkeit, dessen nur 60 Jahre umfassendes Leben nach allen Vorteilen für schaffende Musiker verlaufen konnte, was in der Musikgeschichte nicht oft der Fall ist. Umso seltsamer, dass Dittersdorf und sein Schaffen so gut wie vergessen sind. 1739 in Wien geboren, rasch erfolgreich und immer gut angekommen auch mit seinen Singspielen oder etwa dem Oratorium („Esther und Hiob“). Bewundert für sein weltgefragtes Geigenspiel, und schon als Wunderkind im berühmten Orchester des Prinzen von Sachsen-Hildburghausen mit Avancements verwöhnt, sah Dittersdorf seine Karriere gesichert. Zu weiteren Vorteilen verhalfen ihm früh und dauerhaft kaiserliche Beziehungen in Gesellschaft etwa mit Gluck (oder Glück), sogar der Adelstitel winkte dem Glückspilz. Sein virtuoses Leben hat er seinem Sohn in die Feder diktiert, erschienen ist die biographile Beschreibung nach Dittersdorfs Tode. Die Entdeckung einer schillernden Persönlichkeit also mehr als lohnenswert.
Fürwahr ein Abenteuer, oder nicht? Worauf sich da die Ausführenden seiner Musik einließen. Mit grandiosem Resultat in den zwei ausgesuchten seiner sechs Sinfonien als Eckpfeiler im Programm, dirigiert von der fast mit versteckter aber gewohnt ausdrucksstarker Gestik von der Prinzipalin Michi Gaigg. Wie traumwandlerisch folgen ihr die Musiker ihres Ensembles. Das ganze Geheimnis des wunderbaren Musizierens liegt ja in der familiären Verbundenheit, aus der die qualitativ gleichwertige Kunstausübung verstanden wird. Auch in den Solistenkonzerten Dittersdorfs mit der selten zu erlebenden Oboe d´Amore und jener für Kontrabass und Viola führte diese virtuose Klammer unter den Musikern zu ungeahnten Erlebnissen der historisch unverwechselbaren Sprache des Ensembles. In Klangwelten auf höchster Stufe angesiedelt waren die Soli der faszinierenden Carin van Heerden auf der Oboe, ihr Hineinfühlen in die Musik erklang voller Farben und fließender Geistestiefe. Und in einer Besetzungsrarität als Duo waren Johann Warzecha (Kontrabass) und Nina Pohn (Viola) temperamentvolle Nachzeichner der Dittersdorfschen deklamatorisch-theatralischen Glanzspiele eines Orchestersatzes. Solche Interpreten könnten die Lust am Komponieren für diese Besetzung geweckt haben. Reich beschenkt ging man erst nach einer Kurzreprise nach Hause. Danke !!!
Georgina Szeless

