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LINZ/ Landestheater: DER GRAF VON LUXEMBURG

27.04.2022 | Operette/Musical

LINZ/ MUSIKTHEATER: DER GRAF VON LUXEMBURG von Franz Lehar am 24.4.2022

Der Graf von Luxemburg, Musiktheater, Franz Lehár
Copyright: Linzer Landestheater

Die Operette ist als Genre schon lange für vogelfrei erklärt worden und dient seither als Freiwild für geltungssüchtige Dramaturgen und Regisseure, die meinen genialer zu sein als die wirklich genialen Librettisten der Entstehungszeit:

Es gibt eigentlich keine einzige Operetteninszenierung mehr, die die originale Handlungs-und Textstruktur respektiert…das traue sich einmal jemand bei Verdi oder beim überhaupt total unantastbaren Herrn Wagner!

Thomas Enzingers Inszenierung des „Graf von Luxemburg“ am Musiktheater Linz ist in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Er und seine Dramaturgin Magdalena Hoisbauer machen z.B aus der Opernsängerin Angèle eine Varietésängerin (was gar nichts bringt, im Gegenteil) und fügen Szenen und Musikstücke aus Lehars vielleicht schwungvollster Operette Clo-Clo hinzu (was wiederum seltsamerweise doch bereichernd wirkt).

Die zweite Todsünde wider den Geist der Operette besteht darin, dieses einst angesagteste, üppigste, populärste und gewinnträchtigste Genre zu pauperisieren und nur noch in Schrumpfformen in kleinen Provinztheatern mit nicht so besonderen Sängern, womöglich noch in gebrauchten Bühnenbildern und Kostümen anzubieten.

Und diese Todsünde begehen Enzinger & Co nun wirklich nicht…ganz, ganz im Gegenteil:

Man kann sich gar nicht erinnern, wann man zu letzt eine soo üppige, ja fast schon überladen wirkende Operettenproduktion gesehen hat.

Bühnenbildner Bernd Franke und Kostümbildner Götz Lanzelot Fischer benützen die Tatsache, dass der „Graf“ im Paris der Belle Epoque angesiedelt „schamlos“ dazu, um eine rauschhafte Ausstattungsrevue zu entfesseln – aber auf äußerst intelligente Weise: denn als „Leitmotiv“ nehmen sie die Malerei dieser Zeit. Sie wissen schon, Toulouse-Lautrec,und so…

Zum überbordenden Bühnengeschehen trägt auch noch die Choreographin Evamaria Mayer bei. Es gibt kaum einen Augenblick, indem ihre talentierte Tänzergruppe nicht irgendwie ( dramaturgisch durchaus begründet) im Einsatz ist.

Musiziert (Dirigent: Marc Reibel), gesungen (Matjaz Stopinšek, Ani Yorentz, Fenja Lukas und Johannes Strauss, um nur einige zu nennen) und gespielt (die umwerfende Franziska Stanner als komische Alte) wird auf allerhöchstem Niveau.

Einziger, aber ziemlich dicker Wermutstropfen: dass inmitten all dieses farben-und lebensfrohen Spektakels der doch sehr besonderen Liebesgeschichte zwischen René und Angèle nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt wurde.

 

Robert Quitta, Linz

 

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