Carl Maria von Weber: Der Freischütz • Landestheater Linz • Vorstellung: 24.10.2023
(6. Vorstellung • Premiere am 23.09.2023)
«Sanftes», «sensibles» Regietheater
Beim Linzer Freischütz erwartet den Zuschauer «sanftes», «sensibles» Regietheater. Musikalisch ist die Produktion top.
Foto © Reinhard Winkler
Markus Poschner hat die Partitur von Webers Meisterwerk genau studiert und präsentiert einen herrlichen leichten, entschlackten Freischütz. So romantisch und zugleich beschwingt leicht ist das Werk kaum je zu erleben. Das Bruckner-Orchester Linz folgt seinem Chef-Dirigenten mit traumwandlerischer Sicherheit und überzeugt in allen Registern. Ebenso tadellos der Chor des Landestheaters Linz (Leitung: Elena Pierini) und der Extrachor des Landestheaters Linz (Leitung: Martin Zeller und David Alexander Barnard).
Adam Kim als Ottokar und Markus Raab als Erbförster Cuno absolvierten ihre Auftritte mit tadellos geführten Stimmen eher diskret. Einen grossen Erfolg konnte die als Agathe für Erica Eloff eingesprungene Manuela Hinterdobler mit ihrem satten, klaren Sopran feiern. Fenja Lukas als Ännchen liess sich angeschlagen als indisponiert ansagen. Michael Wagner gab mit agil geführtem Bass den ersten Jägerburschen Caspar. Timothy Richards Auftritt als zweiter Jägerbursche Max war in positivem Sinn gewöhnungsbedürftig: ein so gleichermassen kräftiger, ja schon fast heldischer wie heller und höhensichere Tenor ist ganz selten zu erleben. Laurin Siebert als Kilian, Dominik Nekel als Eremit, Karina Jay Bailey, Nelya Kravchenko, Alina Martemianova, Antoaneta Mineva, Kateryna Lyashenko, Vaida Raginskytė und Willemijn Spierenburg als Brautjungfern ergänzen das Ensemble. Sven Mattke interpretiert die Rolle des Samiel, des „schwarze Jägers“, so steht zu vermuten, ganz im Sinne der Regie.
Hermann Schneider (Inszenierung) hat das Werk neu eingerichtet und mit Texten von Johann Wolfgang von Goethe und Charles Baudelaire und musikalischen Einlagen von Krzysztof Penderecki («Polymorphia») und Martin Luther («Ein feste Burg»). Bei Schneider spielt das Werk hauptsächlich in einem dunklen Saal (Bühne, Kostüme und Videodesign: Falko Herold) als Eingebung Samiels, der so wesentlich präsenter wird als vom Libretto vorgegeben. Die so aufgeblasene Oper nivelliert den werkimmanenten Gegensatz von hellen und dunklen Momenten und versucht, erfolglos, Spannung aufzubauen.
Wären da nicht Markus Poschner und das Bruckner-Orchester, die etwas mehr als drei Stunden würden zur endlosen Qual.
Weitere Aufführungen:
Sonntag, 12.11. 2023; Dienstag, 21.11.2023; Freitag, 01.12.2023; Mittwoch, 13.12.2023;
Samstag, 23.12.2023; Samstag, 27.01.2024; Mittwoch, 14.02.2024.
02.11.2023, Jan Krobot/Zürich