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LINZ/ Landestheater/Black Box: SARDANAPALO von Franz Liszt (Fragment)

01.02.2020 | Oper

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Franz Liszt. Foto: G. Tivoli

Opernfragment im Musiktheater Linz: „Sardanapalo“ von Franz Liszt (Vorstellung: 31. 1. 2020)

Am 31. 1. 2020 fand in der BlackBox-Lounge des Musiktheaters Linz die zweite Produktion dieser Saison der vor einigen Jahren neuentwickelten Reihe „Oper am Klavier“ statt. Dieses Mal handelte es sich um ein Fragment in einem Akt von Franz Liszt: „Sardanapalo“ nach Lord Byrons gleichnamiger Tragödie.

Wie der Dramaturg Christoph Blitt in seiner Moderation zu dem Fragment ausführte, befasste sich der Musikwissenschaftler David Trippett mit Franz Liszts Opernplan Sardanapalo. Man war allgemein der Meinung, dass Liszt nichts Verwertbares zu diesem Projekt hinterlassen habe. Doch als sich Trippett mit den erhaltenen Skizzen beschäftigte, entdeckte er, dass sich daraus der komplette erste Akt dieser Oper rekonstruieren ließ. Dazu ein Zitat des Musikwissenschaftlers Trippett: „Es gibt nichts Vergleichbares in der Opernwelt. Das Werk ist durchflutet von Liszts charakteristischem Stil und birgt zugleich Elemente von Bellini und Meyerbeer, in denen immer wieder auch Wagner zu erkennen ist.“

Bildergebnis für Gemälde „Sardanapalo“ von Eugène Delacroix

Gemälde „Sardanapalo“ von Eugène Delacroix als Bühnenbild in der BlackBox-Lounge (Foto: Musiktheater Linz)

Bei der konzertanten Uraufführung des Fragments in Weimar im Jahr 2018 wurde der Musikwelt bewusst, dass an Franz Liszt ein ebenso originärer wie origineller Opernkomponist verloren gegangen ist. Bis zu diesem Zeitpunkt kannte man von ihm bloß die Oper Don Sanche, die er nach seiner Studienzeit bei Salieri und Paër komponierte. Diese Oper kam im Jahr 2011 im Rahmen der Feiern zum 200. Geburtstag des großen Klaviervirtuosen unter dem Motto Lust auf Liszt in Bayreuth zur Aufführung. Der Online-Merker veröffentlichte damals meinen Bericht.

Das Opernfragment Sardanapalo handelt vom letzten König des antiken Assyrien. Er galt als Hedonist und interessierte sich mehr für Frauen, Wein und Festgelage als für Politik und Kriege. Als ihm die militärische Niederlage droht, lässt sich Sardanapalus gemeinsam mit seiner Geliebten, einer Sklavin, bei lebendigem Leib inmitten von Düften und Gewürzen verbrennen – in einem flammenden Inferno! Diese Szene – künstlerisch in einem Gemälde von Eugène Delacroix festgehalten, das auf die Rückwand der Bühne projiziert war – wäre wohl das Finale des dritten Akts der Oper geworden. Doch ist eben nur ein Akt von Liszt vorhanden.

Die musikalische Leitung des Fragments in der BlackBox-Lounge des Musiktheaters Linz hatte der italienische Pianist Tommaso Lepore inne, der die reizvolle Partitur von Liszt sehr einfühlsam wiedergab. Die Titelrolle sang mit kraftvoller Tenorstimme Rafael Helbig-Kostka, der mit seiner Bühnenwirksamkeit einen würdigen König von Assyrien repräsentierte. 

Die hübsche und elegant wirkende Sopranistin Brigitte Geller sang ihr Los als griechische Sklavin Mirra und Geliebte des Königs mit inniger Stimme. Auffallend ihr goldglitzerndes Kleid, das ihrer Figur würdig war (Kostümberatung: Jan Bammes). Der österreichisch-slowenische Bass Philipp Kranjc lieh seine mächtig klingende Stimme dem Priester Beleseo, der den König zu beraten hatte und ihm die Scheu vor einem Krieg zu nehmen versuchte.

Das Publikum in Linz belohnte am Schluss alle Mitwirkenden mit starkem Applaus. Immer wieder ist festzustellen, dass diese Reihe „Oper am Klavier“ mit musikalischen  Raritäten gut angenommen wird.

Udo Pacolt

PS: Die Reihe „Oper am Klavier“ wird am 2. und 19. April mit dem Melodram „Rosemunde“ von Kaffka und am 10. und 12. Juni mit der Oper „Gudrun“ von Klughardt fortgesetzt.

 

 

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