Linz – eine neue Symphonie in der Friedenskirche
Die Konzertreihe 2025/26 Sinfonia Christkönig in der Friedenskirche Linz-Urfahr unter der Patronanz der Wiener Philharmoniker startete ihre Saison 2025/26 mit einer Uraufführung der Symphonie Nr. 2 op. 20 von Ingo Ingensand und wurde mit großem Erfolg aufgenommen. Das ist nicht selbstverständlich für ein zeitgenössisches Werk sinfonischen Genres. Umso mehr als Ingensand in den drei Sätzen mit seiner persönlichen Sprache bewies, dass seine stilistisch, formal und kontrapunktisch souverän beherrschte Novität keinem Vergleich in der Symphonik aller Zeiten standhalten könnte. In erster Linie ist das Werk ein faszinierendes Spiel mit Klangfarben und einer spannenden, hymnisch ausladenden Charakterstärke quer durch alle schöpferischen Möglichkeiten. Das harmonische Material hat Ingensand fest im Griff. Er gibt sich genauso tonal, atonal oder bitonal, wobei alle Varianten der Verarbeitung immer zueinanderfinden und eine wunderbare Geschlossenheit der Komposition entsteht. Wie ein Klangmagier führt der Komponist den Hörer in eine magische Welt wunderbarer Töne. Seine Themen halten sich entweder an die 12-Ton-Methode, sind einfach gebaut oder geistig besonders erfindungsreich, dann in erstaunlichen symmetrischen Kombinationen auftretend. Daraus tritt sich plötzlich eine schön erfundene Melodie hervor, in der sich die instrumentalen Mitgestalter wie Oboe, Flöte oder Klarinette, auch die Trompeten und das sich behauptende Vibraphon ausdrucksstark melden. Fast eine voll Stunde dauert das musikliterarische Experiment, emotionsgeladen aber anspruchsvoll behält es bis zum Ende seine faszinierende Ausstrahlung. Zusammenfassend könnte die Symphonie als das A und O eines Kompendiums der Musikgeschichte sein und das Wiederhören zur Pflicht für lerneifrige Musikkenner dienen. Ingensands schon bisher geschätzter Schaffenskomplex wurde durch die Symphonie zweifellos bereichert. Auf eine nächste Symphonie darf man jedenfalls gespannt sein.
Dass er seine „Zweite“ der ausführenden Sinfonia Christkönig widmete, spricht für die Qualität dieses von Eduard Matscheko bereits seit 2001 bestehenden Orchesters sowie auch für seinen in mehrfacher Funktion arbeitenden Pultchef. Als zweiter Programmpunkt des Konzertes spielte die Konzertmeisterin der Wiener Philharmoniker Albena Danailova Beethovens einziges Violinkonzert D-Dur op. 61 und feierte damit Triumphe bis erst eine Zugabe das volle Gotteshaus leerte.
Sinnvoll die Gegenüberstellung von Ingensand und Beethoven ?
Ja, auf jeden Fall. Ingensand wurde in der Christkönig-Reihe 2022 zu seiner Symphonie durch Mendelssohns-Bartholdys „Lobgesang“ angeregt, und es war auch Mendelssohn, unter dessen Leitung das Violinkonzert Beethovens 1844 erstmals zur Aufführung gelangte. Die Uraufführung des Konzertes mit mäßigem Erfolg war 1806, Beethoven starb 1827.
Georgina Szeless