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LINZ/ Foyer Musiktheater: DER OPERNDIREKTOR von Domenico Cimarosa – eine köstliche Opernrarität. Premiere

05.05.2016 | Oper

Köstliche Opernrarität in Linz: „Der Operndirektor“ von Domenico Cimarosa (Premiere: 4. 5. 2016)

Immer häufiger bietet das Musiktheater Linz seinem Opernpublikum auch selten gespielte Opern bekannter Komponisten an. Nun hatte die launige Komödie „Der Operndirektor“ von Domenico Cimarosa im Foyer des Hauses Premiere, dessen Uraufführung unter dem Titel „L’impresario in angustie“ im Jahr 1786 in Neapel stattfand.

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Auch die Balkone wurden genützt. Im Vordergrund Dirigent Marc Reibel. Copyright: Reinhard Winkler/ Landestheater

Ende des 18. Jahrhunderts war es Mode, den alltäglichen Kampf hinter den Kulissen zur Theaterhandlung zu machen. Man führte diese meist kurzen Werke zwischen den Akten der mythologischen Opera seria zur Belustigung des Publikums auf. Als Johann Wolfgang Goethe Cimarosas Stück in Rom sah, brachte er es in einer deutschen Fassung 1791 in Weimar auf die Bühne. In der in Linz gespielten, etwa siebzig Minuten langen Fassung sind einige Arien entfernt, die – nach damals beliebter Pasticcio-Manier in den Vorstellungablauf eingefügt wurden, aber nicht von Cimarosa stammen. Dafür wurde mit Il maestro di capella ein anderes Werk aus der Feder des Komponisten dem Werk als Höhepunkt des turbulenten Geschehens eingefügt.

Die komödiantische Handlung der Opera buffa (Libretto: Giovanni Maria Diotati, nach anderen Quellen: Giuseppe Maria Diodati) in Stichworten: Die Altistin beklagt sich über ihr hässliches Kostüm, die Soubrette will Primadonna sein, der Kapellmeister kann vor lauter Lärm nicht komponieren, die Star-Koloratursängerin weigert sich, den Vertrag zu unterschreiben und erkennt im Kapellmeister ihren ehemaligen Geliebten nicht wieder, das neue Stück des Hausdichters erntet heftige Kritik bei den Sängern – der Operndirektor befürchtet für die Premiere ein totales Fiasko. Um einen Theaterbankrott zu verhindern, greift er selbst ein und leitet unter dem Motto „Der Erfolg wird groß wie nie, darin bin ich ein Genie!“ mit dem Taktstock in der Hand die Orchesterprobe.  Zu guter letzt verlacht die gesamte Operntruppe den gescheiterten Direktor und schickt ihn zum Teufel. 

John F. Kutil inszenierte die Opera buffa sehr komödiantisch, wobei er der Spiellaune des Sängerensembles offensichtlich freien Raum ließ. Zur Erheiterung des Publikums auch mit vielen Anspielungen auf das Programm und auf die Verhältnisse des Linzer Musiktheaters. Der Regisseur nützte das gesamte obere Foyer inklusive Balkon als Spielfläche und kam mit wenigen Requisiten aus (Bühne: Christian Schmidleithner). Die großteils bunten Kostüme entwarf Richard Stockinger.

Das Orchester der Anton-Bruckner-Privatuniversität setzte sich aus 18 Musikern zusammen und wurde von Marc Reibel geleitet. Seitlich der Publikumsreihen positioniert, brachte das Orchester die köstlich schillernde und oft witzige Partitur Cimarosas nuancenreich zum Klingen.

In der Titelrolle spielte der Wiener Bass Dominik Nekel sein komödiantisches Können voll aus, wobei er auch gesanglich sogar die koloraturartigen Passagen, die auf Deutsch viel schwerer zu singen sind als in italienischer Sprache, glänzend bewältigte. Erfreulich war, dass die vielen komödiantischen Szenen des Ensembles nie in Klamauk ausarteten. Stimmlich exzellent Christa Ratzenböck in ihrer Rolle als Altistin, die bei jeder ihrer Auftritte das Fluidum einer Primadonna ausstrahlte.

Quirlig agierte der slowakische Bariton Rastislav Lalinský als säumiger Hausdichter, der zu Beginn der Vorstellung das Publikum auf humorvolle Weise begrüßte und auf diese Weise sogleich für eine lockere Stimmung sorgte. Entzückend die junge Sopranistin Miriam Böhmdorfer in der Rolle der ewig neugierigen und an allen Türen horchenden Soubrette. Ihr ebenbürtig die japanische Koloratursopranistin Kie Kanazawa, die für einen guten Vertrag ihre kokette Weiblichkeit einzusetzen versteht. Die Rolle des Kapellmeisters, der in der neuengagierten Sängerin seine „Verflossene“ erkennt und seinen Frust mit Alkohol zu ertränken versucht, verkörperte glänzend der Tiroler Tenor Richard Klein.

Nach siebzig Minuten bester Unterhaltung belohnte das Publikum, das auch mit Szenenbeifall nicht geizte, alle Mitwirkenden und das Regieteam mit lang anhaltendem Applaus.

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Das Ensemble beim Schlussapplaus in Jubelpose. Copyright: Reinhard Winkler

Udo Pacolt

 PS: Die weiteren Vorstellungen von Cimarosas „Operndirektor“ finden am 12., 17. und Mai sowie am 5. Juni 2016 auf der Foyer-Bühne des Musiktheaters am Volksgarten statt.

 

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