Tommaso Lepore, Katharina Müllner, Etelka Sellei, Rafael Helbig-Kostka, Svenja Isabella Kallweit, Florence Losseau, Timothy Connor. Foto: Petra und Helmut Huber
Linz: „DIE TÜR ZUR ZUKUNFT“ – Verabschiedung und Konzert am Musiktheater des Landestheaters, Großer Saal, 28. 06.2020
- Sonntags“foyer“ der Freunde des Linzer Musiktheaters in Zusammenarbeit mit dem Landestheater Linz und der Anton Bruckner Privatuniversität
Landestheater-Intendant Hermann Schneider hat eine postgraduelle Ausbildung von Sängerinnen und Sängern an mehreren früheren Wirkungsstätten in verschiedenen Positionen erlebt und geleitet; allerdings war er dabei seitens der jeweiligen Intendanz angehalten, die jungen Kräfte nicht unbedingt so einzusetzen, wie es ihm richtig erschien. Ein wichtiges Anliegen seiner Amtsübernahme in Linz war daher, ein Opernstudio zu installieren, wie es ihm – und Gregor Horres, der mit dessen Leitung betraut wurde – vorschwebte: für (fast) absolvierte Sologesangsstudierende, die nicht als billige Nebenrollen-Ergänzungskräfte des Ensembles dienen, sondern eigene Produktionen von Grund auf erarbeiten können; keine stimmliche Überforderung, der Einsatz in Produktionen an der großen Bühne nur mit Vorsicht; begleitende Hochschulbetreuung im Gesangsfach, workshops, Organisation von Meisterkursen.
Katzenaugen: Florence Losseu und Timothy Connor. Foto: Petra und Helmut Huber
Für die nunmehr zweite Auflage dieses Kurses waren im Frühjahr 2018 sechs Damen und Herren ausgewählt worden: Bariton Timothy Connor, Sopran Svenja Isabella Kallweit, Tenor Rafael Helbig-Kostka, Bassbariton Philipp Kranjc, Mezzo Florence Losseau und Etelka Sellei, Sopran. Diese erarbeiteten an der „Kammerbühne“ Black Box Produktionen durch viele Stilepochen wie „Il Matrimonio Segreto“ von Domenico Cimarosa, „The Transposed Heads“ von Peggy Glanville-Hicks bis zum „Alphabet der Welt“, ein Auftragswerk des Linzer Komponisten Peter Androsch. Auch eine Operette wurde (zum großen und allseits geteilten Vergnügen der Studiomitglieder) erarbeitet – „Die Polnische Hochzeit“ von Joseph Beer. Einzelne Verpflichtungen für diese sechs gab es auch in ebenfalls im kleinen Rahmen gestalteten Produktionen der Raritätenserie „Oper am Klavier“ und bei Aufführungen im Großen Haus; in Protagonistenrollen waren hier Frau Losseau in „Clemenza di Tito“ (Annio) und Herr Helbig-Kostka in der „Entführung aus dem Serail“ (Pedrillo) – mehr als zufriedenstellend – zu erleben. Davon abgesehen gab es im Laufe der zwei Jahre auch einige Preise und Nominierungen.
Natürlich wurden die Pläne dieser Ausbildung – eine Woche nach der vergnüglich gelungenen Cimarosa-Premiere – durch die Coronakrise schmerzlich, um nicht zu sagen brutal, beschnitten. Aber ein grooooßes und nicht nur künstlerisch höchst wertvolles Trostpflaster gab es: die „Freunde des Musiktheaters“ ermöglichten einen speziellen Meisterkurs bei KS Brigitte Faßbaender!
Was auch immer geschah – zum guten Ende kommt alles unter einen Hut; dieser wurde zum Abschied gezogen von Opern-Chefdramaturg Christoph Blitt, mit Unterstützung von Intendant Hermann Schneider, Vizerektor Thomas Kerbl und Dozent Robert Holzer.
Und es wurde von allen musikalisch verbrämte Rückschau gehalten; nur Herr Krajnc ließ sich mit sehr guter Begründung entschuldigen – an dem Wochenende stand die Geburt seines Kindes an! Begleitet wurden die Damen und Herren am Klavier von den leider das Engagement in Linz verlassenden Katharina Müllner und Tommaso Lepore – letzterer wird ab Herbst an der Wiener Staatsoper korrepitieren.
Ensemble. Foto: Petra und Helmut Huber
Herr Helbig-Kostka demonstrierte seinen eleganten lyrischen Tenor mit Pedrillos „Frisch zum Kampfe“, gefolgt von Etelka Sellei mit einem gelungenen Zitat aus den Transposed Heads. Aus der Oper „Clytemnestre“ von André Wormser trug Frau Kallweit überzeugend eine dramatische Arie vor, Frau Losseau brachte die Arie des Annio – auch heute wieder hervorragend interpretierter Mozart, aus einer sonst nicht makellosen Produktion. Timothy Connor schließlich ließ seinen bestfundierten Bariton mit einem Ausschnitt aus Brittens „Lucretia“ hören – auch im Großen Saal ein tragfähiger Genuß! Dazwischen gab es einige sehr informative Gespräche mit Intendant, Opernstudiochef und den Gästen und Studiomitgestaltern von der Bruckner-Uni.
Timothy Connor. Foto: Petra und Helmut Huber
Auch KS Brigitte Geller wird ihr Engagement in Linz beenden, aber für Gastrollen zurückkehren; ihre Mitarbeit an der Ausbildung der Studiomitglieder wurde ebenso gewürdigt wie ihre großartigen Auftritte z. B. als Kaiserin in der „Frau ohne Schatten“ in der vorletzten Spielzeit.
Nicht ganz überraschend war, nach Überreichung der Diplome und eines speziellen Souvenirs von Brigitte Fassbaender, als flotter und vergnügter Rausschmeißer „Katzenaugen“ aus der „Polnischen Hochzeit“ programmiert, mit ansteckend guter Laune präsentiert von Florence Losseau und Timothy Connor, mit den anderen drei Absolventen als Chor, die beiden Korrepetitoren zu vier Händen am Steinway.
Pressemeldungen bzw. während dieser Matinee Gesagtem zufolge sind die Studiomitglieder schon engagiert – u. a. wird Frau Losseau im Herbst, so Corona will, eine große Rolle in Lyon übernehmen, und Herr Helbig-Kostka hat einen Vertrag für Meiningen.
Petra und Helmut Huber