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LINZ/ Brucknerhaus: SONNTAGSMATINEE – Concentus musicus – Serenaden. Stefan Gottfried; Kate Lindsey; Georg Nigl

02.11.2025 | Konzert/Liederabende

LINZ/ Brucknerhaus: SONNTAGSMATINEE – Serenaden

Mozarts Musik braucht weder Tageszeit noch ein Jahresdatum

Am 27. Jänner 2026 wird man sich an Mozarts 270. Geburtsjahr erinnern. Das neue Führungsduo des Brucknerhauses, Norbert Trawöger und Karl Liczewski, wartete nicht lange und setzte in der heute beginnenden Sonntagsmatineereihe der Saison einen ganz bestimmten Mozart aufs Programm, nämlich sein begehrtes Opern- und Konzertfach. Unter dem Titel „Serenaden“, und das an helllichten Allerseelentag, der zur Nacht gemacht wurde. Klingt etwas unpassend, aber auf Italien bezogen, steht der ableitende Begriff „sereno“ für einen klaren Nachthimmel und meinte damit auch den Aufführungsmodus einer Serenade zu später Stunde. Tag oder Nacht, Jahr für Jahr, Mozart schrieb seine Musik für die Ewigkeit.

Das Publikum im vollen Haus nahm erwartungsgeladen den ungewöhnlichen Termin begeistert wahr und jauchzte vor Bravi über jede Nummer, jede Szene aus den drei Da-Ponte-Opern „Figaros Hochzeit“, Don Giovanni“ und „Cosi fan tutte“. Komplexe Persönlichkeiten mit ihren Träumen, Leidenschaften und Schwächen,  die nicht perfekter hätten besetzt werden können. Instrumental wurden sie vom Wiener Concentus Musicus begleitet, nach dem Tod von Nicolaus Harnoncourts Tod im Jahre 2016 nun von Stefan Gottfried ganz im Geiste seines großen Vorbildes so weitergetragen wie dieser Pionier und Begründer des Originalklangensembles das Musizieren verstanden hatte. Als eine unmittelbar lebendige Auslegung der Musik, als ein persönliches Durchdringen in die spezifische Musiksprache und diese unverwechselbar weiterzugeben und zu gestalten. Gottfrieds Erfüllung eines Vermächtnisses auf eine derart solide und unauffällige Präsenz mögen sich manche Dirigenten zum Beispiel nehmen. Dass seine Haltung zu einem besonders herzlichen Spiel und Gesang animierte, war bei den beiden Weltklassekünstlern Kate Lindsey (Mezzosopran) und Georg Nigl (Bariton) sicht- und fühlbar. Sie sangen nicht nur ihre Rollen, sondern spielten bühnengewohnt in Soli oder Duetten und sorgten bei den Kennern unter den Zuhörern für ein Mitgehen- und -lachen, was nicht alle Tage bei ähnlichen Konzerte zu erleben ist.

Das Finale der Matinee kam ohne Zugabe und viel zu rasch. Vielleicht, weil am Abend desselben Tages Kate Lindsey die Wiener Staatsoper, wo sie 2014 debütierte, ihre mit Spannung erwartete Rolle als Melisande in Claude Debussys Oper „Pelleas und Melisande“ erwartete. Die opernhaften Klangbäder und Divertimenti dazwischen wurden zu musikalischen Seelenreisen zum Totengedenken.

 Georgina Szeless
Kulturjournalistin

 

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