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LINZ/ Brucknerhaus: RENDEZVOUS VON ZWEI SINFONIEGIGANTEN – Beethoven/ Bruckner. Bruckner-Orchester; Markus Poschner

16.10.2025 | Konzert/Liederabende

Linz – Rendezvous von zwei Sinfoniegiganten

brublä
Foto: P.H.Huber

Eine himmlische Sternstunde war gestern im Linzer Brucknerhaus mit einem außergewöhnlichen Sinfonieabend des Bruckner Orchesters zu erleben. Überstrahlt von Chefdirigent Markus Poschner, der die „Achte“ von Beethoven und Bruckner zu einem Programm zusammenführte. Beethoven ganz bewusst, um dessen sinfonisch komplette Werkreihe mit seinem Orchester, geplant für zwei Saisonen, fortzusetzen und Bruckner, dessen Verehrung für Beethoven nachweislich vorhanden ist. Aber vielleicht stellt sich doch für manche die Frage, wie klang die Musik der beiden Komponisten an einem Abend miteinander ? Was haben sie gemeinsam ? Geht es um Zeitgenossen ?  Zunächst stand ja für Bruckners Werk Beethoven Pate.

Als Beethoven 1827 starb, war Bruckner drei Jahre alt. Und doch gibt es Parallelen, Licht- und Schattenseiten in ihrer Musik. Diese widerspiegeln das schicksalhafte Leben im 18./19. Jahrhundert, einer für Kultur bewegten Zeit, in der Freud und Leid die schöpferischen Kräfte lähmen oder anfeuern mochten. In der Formgebung, Besetzung oder Klangregie gibt es freilich wesentliche Unterschiede zwischen Beethoven und Bruckner, man hat sie diesmal auch unmissverständlich hören können. Schon deshalb, weil Markus Poschner am Pult sich von zwei verschiedenen Seiten sein gestalterisches Potential ausbreitete. In Beethovens Sinfonie Nr. 8 F-Dur op. 93 aus 1812, vollendet in Linz, sprühte er in jedem Satz vor jugendlichem Feuer, begleitet von einer Auffassung, die insgesamt etwa leicht parodistische Züge aufwies. Die Partitur am Pult zur Selbstkontrolle brauchte er nicht. Seine neue Sicht auf Dramaturgie und Temporasanz lenkte verlässlich ein unbeirrbares geistiges Konzept. Beethovens Verzicht auf einen langsamen Satz konnte dem Werk voller Überraschungen nicht abgehen. Es machte einst wenig Furore, wurde aber doch bis heute ein Lieblingsstück auf den Konzertprogrammen.

In eine ganz andere Welt entführte dann Poschner mit seinem exzellent disponierten Ensemble aller Stimmen in der Sinfonie Nr. 8 c-moll WAB 108 (Nowak-Fassung 1890) von Anton Bruckner. „Ewige Gipfelerlebnisse der Menschheitsgeschichte“ so die Worte des Dirigenten für eines der gewaltigsten Bruckner-Werke. Jeder Satz hat bei Poschner seinen Charakter, einen fast unbeschreiblichen, so verwandelt er den Inhalt und das Geschehen in eine zeitlose Notenkunst des Brucknerschen Universums. Und Poschner erfühlt und erfüllt auch alle dynamische Ansprüche der „Achten“ im nachschöpferischen Aufgehen seiner identifizierstarken Ausstrahlung. Seine Musiker gehen mit ihm durch den riesigen Besetzungsapparat eines Wagner-Orchesters mit angepasster Überlegenheit. Im 1. Satz mit den schemenhaften Tremoli, im zweiten mit den flimmernden Streichereinsätzen, bei den geheimnisvollen Themenübergängen, oder beim andächtigen Adagio im dritten Satz bis zum gewaltigen Finale mit seiner Feierlichkeit, nach der das Publikum erst in die Welt der Realität wieder zurückgeholt werden musste.

Das brauchte erst die Minutenstille, bis der langanhaltende, stehend losbrechende Beifallsorkan sich Raum verschaffte.    

 Georgina Szeless
Kulturjournalistin

 

 

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