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LINZ/ Brucknerhaus: MISSA SOLEMNIS op. 123 von Ludwig van Beethoven

25.10.2025 | Konzert/Liederabende

LINZ/ Brucknerhaus: MISSA SOLEMNIS op. 123 von Ludwig van Beethoven am 24.10. (Georgina Szeless

Beethovens Grüße aus verstärkten Chorkehlen

missa

Der Brucknerchor Linz hat seinem Publikum seit seiner Gründung nach dem 2. Weltkrieg schon viele denkwürdige Konzerte beschert. Gestern abends gelang ihm im leider nicht ganz vollen Brucknerhaus ein Großereignis, das gewiss in seine Vereinsgeschichte eingehen wird. Eine Mammutaufführung von Beethovens „Missa solemnis“ op. 123, komponiert für die Inthronisation des zum Erzbischof von Olmütz ernannten Erzherzog Rudolph, 1824 uraufgeführt in Petersburg. Nach Überwindung einer langen Entstehungsdauer fertiggestellt, als Beethoven schon die Tragik seiner früh einsetzenden Ertaubung erfuhr, die ihn auch zu menschlicher Vereinsamung geführt hatte. Die Messe aus der dritten Periode seiner Schaffenszeit zählt zu einer der großartigsten Konzertkantaten der Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts, die den kirchlich-liturgischen Rahmen verlassen und als menschliche übersakrale Botschaft zu verstehen sind. Dem kanonischen Text folgend, wird dieser jedoch gedanklich im Sinne einer seiner Zeit entsprechenden Religiosität ausgeweitet. Beethovens Musik braucht keine formalen Erklärungen. Das künstlerische Genie offenbart sich einzigartig. In Bachs Stimmführung, in der Weiträumigkeit Händels, der strengen Haydn-Thematik oder in der Klarheit eines Gluck, geschmückt mit Mozarts Melodik. Die vollendet klassische Stilrichtung verrät die Instrumentaltechnik Beethovens. Gerade hier wäre auf die fühlbar imponierend auslotende Darstellung der Aufführung hinzuweisen.

Zu loben, wie Pultchef Martin Zeller, Brucknerchor-Leiter seit 2018, mit vielfachen Aufgaben in- und außerhalb von Linz betraut, sein Ensemble Sonare Linz in bescheidener Werkhingabe den riesigen Instrumentalapparat führte und die Musiker seine Impulse in allen Teilen der Messe inspirativ auffangen. Und noch mehr zu bewundern, welche dynamische Balance ihm bei dem Riesenaufgebot des Chorensembles, weil verstärkt durch japanische Sänger, mühelos gelungen ist. Eine überzogene Quantität der Besetzung verlangt nämlich von den Interpreten sonst eine hochkonzentrierte Aufmerksamkeit, um die gewünschte Klangqualität und Homogenität zu erzielen. Aber es handelte sich bei dem gastierenden Präfekturchor aus Ishikawa der gleichnamigen Direktorin, wie im Programm stand, um höchsterfahrene Missa solemnis-Kenner und Könner. Das ist  auch von der Luxusbesetzung der Solisten, angeführt von Erica Eloff  (Sopran), und den weiteren versierten Konzertsängern Vaida Raginskyte (Alt), Michael Nowak (Tenor) und Michael Wagner (Bass) zu berichten, wobei die Konzertmeisterin am zweiten Pult Ida Gillesberger, zwar ungenannt aber auffallend in ihren Geigensoli im Sanctus-Benedictus ebenso mit herausragendem Resultat punktete. Im Schlussjubel des blumenbedankten Beethoven-Abends feierte man entsprechend auch die junge Künstlerin wie alle Mitwirkenden laut und lange.

Georgina Szeless

 

 

 

 

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