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LINZ/ Brucknerhaus: „ANTON BRUCKNER: 5. SYMPHONIE“. Bruckner Orchester Linz unter Marek Janowski

08.03.2024 | Konzert/Liederabende

Linz: „Anton Bruckner: 5. Symphonie“ – Konzert im Brucknerhaus Linz, Großer Saal, 07. 03.2024

Bruckner Orchester Linz unter Marek Janowski

WAB 105, eigenhändige Revision 1877, erstmals 1935 im Druck erschienen; die Uraufführungsfassung 1894 (unter Franz Schalk in Graz) war vom Dirigenten und seinem Bruder gegenüber Bruckners Autograph stark verändert worden.

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Daniel Hochreiter (Geschäftsfürer der oberösterreichischen Stiftskonzerte) und Nobert Trawöger auf der roten Couch Foto: Petra und Helmut Huber

Auf der Orchester-website steht zu lesen, wohl geschrieben von Orchestervorstand Norbert Trawöger: „Die Sinfonie gilt als eine von Bruckners schwierigsten, aber auch eindrucksvollsten Schöpfungen, insbesondere wegen des kontrapunktischen und klangmächtigen Finalsatzes. Sie bekam Beinamen wie die ‚Katholische‘ oder die ‚Glaubenssinfonie‘.  Für Marek Janowski und das Bruckner Orchester Linz gilt: Struktur statt Weihrauch!“. Bruckner selbst sprach von diesem extrem komplexen Werk als „phantastisch“. Trotz dieser Komplexität gab es 2017 bei den „Internationalen Brucknertagen“ in St. Florian eine von Matthias Giesen verfaßte und gespielte Orgelfassung, die es schaffte, die bis zu 5 Fugenlinien des vierten Satzes wiederzugeben; sie ist von Gramola auch für CD produziert worden.

Herr Trawöger hielt auch wieder die Einführung auf der „roten Couch“, diesmal mit Daniel Hochreiter (Geschäftsführer der oö. Stiftskonzerte) und seinem e-Bass; mithilfe dessen wurde die (allerdings wahrscheinlich rein zufällige) Verwandtschaft der besonders in Fußballkreisen populären Nummer „Seven Nation Army“ der Detroiter Band „The White Stripes“ von 2003 mit dem Hauptthema des ersten Satzes des heute am Programm stehenden Werkes demonstriert. Auch auf die hochinteressanten Programmpunkte dieser Organisation im Sommer des „Brucknerjahres“ wurde verwiesen.

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Schlussapplaus für Bruckner-Orchester. Foto; Petra und Helmut Huber.

Das Orchester tritt mit ca. 80 Damen und Herren an. Schon die ersten Takte beweisen, daß der Orchestervorstand keine leeren Versprechung abgegeben hat: trotz des bisweilen mächtigen Auftrumpfens bleibt alles klar und transparent, in allen vier Sätzen. Im ersten besonders interessant, wie der besonders für seine Spätromantik-Interpretationen geschätzte Janowski die Einleitung zur coda herausgearbeitet hat – man hat einen fast tänzerischen Eindruck, ein shuffle-Rhythmus, wie er gerne in der Swing-Ära verwendet wurde.

Im zweiten Satz fallen die duftigen Streicher besonders auf. Das Tempo erlaubt Atmen und Ausschwingen, aber niemals geht der Spannungsbogen verloren. Auch nicht der Gesamtzusammenhalt der vier Sätze, obwohl Janowski diese mit klaren Pausen, sozusagen zum wirklich tiefen, angesichts der spannungsreichen Interpretation auch nötigen, Durchatmen trennt.

Im dritten Satz werden wir noch einmal gründlich, aber immer mit großer Klangkultur, auf die Erde zurückgeholt, bevor sich Dirigent und Orchester dem Fugendschungel des letzten Satzes stellen. Oboen- und Klarinetteneinwürfe zu Beginn desselben wirken zunächst fast etwas grob, aber dieser Eindruck wird im weiteren Verlauf dadurch abgefangen, daß auch die Antwort der Streicher sehr akzentuiert ausfällt. Die hochkomplexe Durchführung bleibt durch die perfekte Transparenz und das absolut sichere Zusammenwirken der Instrumentengruppen verständlich und nimmt so das Publikum mit. Schlußendlich strebt alles mit vollendeter gestalterischer Logik zum vom Blech überglänzten Choralfinale und der fast lakonischen Schlußfigur hin.

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Schlussapplaus . der Dirigent mit „Linzer Torte“. Foto; Petra und Helmut Huber

Nach 1 Stunde und 15 Minuten, einer recht „typischen“ Dauer dieses Werkes, begeisterter und lange dauernder Applaus – und eine Linzer Torte für den Dirigenten.

Das Konzert wird heute, 8. 3., im Wiener Musikverein nochmals gegeben!

Petra und Helmut Huber

 

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