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LINZ( Black-Box-Lounge/Musiktheater: NEW YORK LIGHTS – The Jenny & Johnny Project – Musik von Marc Blitzstein, Leonard Bernstein und Kurt Weill

24.02.2016 | Konzert/Liederabende

Liederabend in der Black-Box-Lounge des Musiktheaters am Volksgarten am 23. Februar 2016

 New York Lights

The Jenny & Johnny Project – Musik von Marc Blitzstein, Leonard Bernstein und Kurt Weill

Jenny-JohnnyProj
Foto: Landestheater

Wenn man den Lotte-Lenya-Preis gewonnen hat, erwächst daraus die Verpflichtung, sich mit der Musik von Kurt Weill und dessen Umkreis dauerhaft zu beschäftigen. MezzosopranistinRebecca JoLoeb, Preisträgerin des Jahres 2008 und derzeit an der Deutschen Oper Berlin engagiert, und der Preisträger 2009, AlenHodzovic, seit 2 Jahren Mitglied des Musicalensembles unseres Musiktheaters sind zusammen als „The Jenny & Johnny Project“ vornehmlich in Deutschland unterwegs, demnächst in Dessau: http://www.kurt-weill-fest.de/pages_d/kwf_2_0_12_0.html. An diesem Abend wurden sie von Bela Fischer jr. am Klavier (mitunter aber auch mit Gesang – für einen ehemaligen Wiener Sängerknaben kann das keine Hürde sein) unterstützt.

Vielleicht als Texter, aber weniger als Komponist ein Begriff ist uns Marc Blitzstein (1905 – 1964), der eine klassische Ausbildung als Pianist und Komponist durchlief, u. a. bei Arnold Schönberg und Nadia Boulanger, und das gut genug für das 1. Liszt’sche Klavierkonzert mit dem Philadelphia Orchestra 1926. Später schrieb er für Orson Welles‘ Mercury Theater und veröffentlichte 1937 mit „The Cradle Will Rock“ sein erstes Musical: ein Erfolg, obwohl die Aufführungen aufgrund der „linken“ politischen Ausrichtung des Stückes anfänglich auf große Hindernisse stießen und nur unter Anwendung einiger Tricks stattfinden konnten (die die Sänger des Abends auch andeuteten).

Spätestens 1952 (für Weill leider schon postum) konvergieren die drei im Titel genannten Komponisten: damals fand unter der Leitung von Leonard Bernstein die US Premiere der vom Blitzstein übersetzten Dreigroschenoper, noch off-Broadway, statt; natürlich steht Blitzsteins Name als Textautor auch auf dem Label von Louis Armstrongs berühmter Aufnahme der „Moritat“. Auch stilistisch sind die drei gut nebeneinander zu stellen, in ihrem im 20. Jahrhundert fußenden Kompositionsstil, mit Verarbeitung von Jazz, Ragtime und Blues in ein modern-akademisches Grundgerüst. Dazu sind Charakterbeobachtung und -darstellung aller drei sehr ausgefeilt, und auch wenn die Musik sehr emotionelle Momente kennt, sind ihr Sentimentalität oder gar Kitsch fremd – solche Anwandlungen werden stets früh in Ironie abgebogen.

Das –halbszenisch präsentierte – Programm begann mit einem Block aus „The Cradle Will Rock“ (glänzend komödiantisch dabei Herr Hodzovic mit „The New Suit/Zipperfly“), gefolgt von Bernsteins nicht ganz ernst gemeinter Ansage „I Hate Music“ (wobei Frau Loeb nachhaltig ihren großen Stimmumfang vorstellte) und Weills „Klopslied“. Über „West Side Story“ und einige Lieder von berührendem bis hochpolitischem Charakter ging es zu einem nicht bei der gewöhnlichen Auswahl bleibenden Dreigroschenoper-Medley. Nach der Pause ein köstliches Duett aus Bernsteins Oper „Trouble in Tahiti“, gefolgt von Ausschnitten aus Weills Radiooper über den Lindbergh-Flug. Stimmlich wie textlich großartig Frau Loeb mit dem Weill-Song über die Geschenke an die Frau des (deutschen) Soldaten (bis zum finalen Witwenschleier aus Russland…) und der Blitzstein’schen Vorstellung davon, wie non-native English-shpeeker-Eltern ihren Kindern die klassischen US-Märchen und -kinderlieder nahebringen: „MamashaGoose“. Herr Hodzovic, der den ganzen Abend über mit vorzüglich geführter hell-baritonaler Stimme (bei Bedarf sanft in Kopfstimme gleitend) geglänzt hat, versucht sich mit Blitzsteins „Monday Morning Blues“ erfolgreich auch an einer erdigen Ballade, wobei Herr Fischer auch Gelegenheit für ein tolles, an der harmonischen und rhythmischen Komplexität von Erroll Garner orientiertes Solo findet. Ein Medley aus Bernsteins „Wonderful Town“ beschließt den höchst gelungenen Abend, wobei das begeisterte Publikum die Musiker nicht ohne Zugabe entläßt.

Derzeit ist in Linz – leider! – keine Wiederholung des Abends vorgesehen.

H &P Huber

 

 

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