Stift Lilienfeld: Beethoven wie anno dazumal (30.6.2024)
„Wellingtons Sieg in der Schlacht bey Vittoria“, Op.91: Der 64jährige Antonio Salieri war für den Kanonendonner zuständig, der sehr junge Giacomo Meyerbeer half bei der Bedienung des Gewehrfeuers (=Ratschen etc.) mit. Und Ludwig van Beethoven ist vor den Musikern gestanden und hat sie alle zum Sieg geführt. Zur Freude von Kaiser Franz I., dem Zaren Alexander I. und Europas Mächtigten, welche zum Siegeskongress nach Wien gekommen sind. In der ersten Reihe im großen k.k. Redoutensaale sind sie am 29. November 1814 gesessen. Beginn der Akademie: ‚Mittags mit Schlag 12 Uhr‘. Und die legendäre Wiener Zeitung wußte zu berichten: „ … der sämtliche allerhöchste Hof, die anwesenden Souveraine und fremden Monarchen, Prinzen und Prinzessinnen …. “
Nach dem Ausklang des grimmigen Kampfesgetümmel läßt Beethoven über das Los der Gefallen die Tränen rollen, doch schon folgen die auftrumpfende Sieges-Symphonie und die Kaiserhymne. Diese musikalische Akademie ‚zum Vortheile des Herrn Ludwig van Beethoven‘ hat dessen Getreuen Anton Schindler zutiefst berührt: „Jeder schien zu fühlen, ein solcher Moment werde in seinem Leben niemals wiederkehren.“ Beethoven so wie anno dazumal war nun im Stift Lilienfeld als ‚Friedenskonzert‘ nachzuhören. Die festliche Chorkantate „Der glorreiche Augenblick“ sowie die 7. Symphonie sind damals als die weiteren Programmpunkte zu hören gewesen.
Mit gewaltigem Trompetenschwall hat Dirigentin Karen De Pastel, vor fünfzig Jahren als Stiftsorganistin nach Lilienfeld gekommen, das Dormitorium des Stiftes gefüllt. Zum Lob für ihre kirchlichen Verdienste ist ihr eine Ehrung von Papst Franziskus überreicht worden. Das KünstlerOrchester Wien und die Mödlinger Singakademie haben für ihren martialischen Beitrag den verdienten großen Beifall gefunden. Applaus auch für die von De Pastel seit vier Jahrzehnten alljährlich organisierte Internationale Sommerakademie Lilienfeld. Für diese ist diese donnernde Beethoven-Reminiszenz heuer der starke Auftakt geworden.
Meinhard Rüdenauer