Leoš Janácek: Orchestersuiten aus Jenufa, Kata Kabanova und Osud – Surpraphon CD
Wie im Ring ohne Worte ist auch in diesen Orchestersuiten die unfassliche Schönheit der Janacekschen Tonsprache kondensiert. Dabei verfolgt die Suite aus Jenufa von Tomas Ille keine chronologische Handlung, sie ist vielmehr eine Art Collage, die aus musikalisch bedeutenden Szenen zusammengestellt wurde. Die Prager Fassung der Oper aus dem Jahr 1916 mit Retuschen von Karel Kovarovic dient als Basis der beindruckenden Suite.
Osud ist eine experimentelle Oper, die erst 30 Jahre nach Janaceks Tod ihren Weg auf die Bühne fand. Auf Basis der Bearbeitung von Vaclav Nosek und Frantisek Jilek wird die Originalinstrumentierung als Grundlage der Bearbeitung verwendet. Sie verknüpft die einzelnen musikalischen Zellen und die Charaktere der Orte, wo sich die Handlung der Oper abspielt (Konservatorium, Kurbad Luhacovice, Wohnung des Komponisten).
Bei Kata Kabanova hat die Suite Jaroslav Smolka geschrieben. Chronologisch wird der Zuhörer bei dieser Weltersteinspielung Zeuge eines ganz eigenen Version, bei der bisweilen der Gesang durch eine Trompete ersetzt wird. Die Suite enthält allerdings nicht die wunderbaren orchestralen Zwischenspiele der Oper.
Das Prager Radio Symphony Orchester unter der Leitung von Tomas Netopil sind ideale Anwälte dieser Musik. Wie so oft, wenn tschechische Künstler Janacek interpretieren, klingt das weicher und fließender als dies manchmal bei deutschen oder amerikanischen Interpreten der Fall ist. Die höchst komplexe Orchestersprache und Instrumentierung kommen klar und transparent zur Geltung. Janaceks so unverwechselbar intensiv tönender Weltschmerz kann so auch einmal ohne („störende“) Stimmen erlebt werden.
Dr. Ingobert Waltenberger